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19. Juli '17

Um Menschen zu helfen, schlimme Erlebnisse zu bewältigen, braucht es häufig keine Worte. Der Regensburger Traumatherapeut Prof. Dr. Thomas Loew erklärte bei einem Vortrag an der Hochschule Coburg, was jeder von uns dafür tun kann.
Nahezu alle Hände schnellen im gut gefüllten HUK-COBURG Audimax in die Höhe. Zahlreiche Gäste des Vortrags „Kriegsschauplatz im Gehirn – Schadensbekämpfung mit psychotherapeutischen Mitteln“ fühlen sich beim Thema Flucht selbst betroffen. Als Angehörige der Nachkriegsgeneration haben sie oder ihre Familien Flucht in irgendeiner Form erlebt, auch wenn das heute meist in Vergessenheit geraten ist.
Über 200 Interessierte waren gekommen, um Prof. Dr. Thomas Loew, Leiter der Abteilung für Psychosomatik am Uniklinikum Regensburg, zu erleben. Er erklärte, wie unser Gehirn mit verstörenden Erlebnissen umgeht und warum diese ein Trauma auslösen können. „Ein Trauma ist ein Ereignis, das im Prinzip jeden Menschen erschüttern könnte. Aber nicht jeder, der ein Trauma erlebt, wird dadurch auch krank. 90 Prozent der Betroffenen kommen gut zurecht. Die 10 Prozent, die allerdings eine posttraumatische Belastungsstörung erleiden, brauchen Unterstützung“, erklärte der erfahrene Traumatherapeut.
Loew machte dabei deutlich, dass traumatisierten Geflüchteten vor allem eins helfe: einfache, kulturunabhängige, zum Teil sogar non-verbale Techniken, die das Bindungssystem aktivieren und Selbstregulationsmechanismen fördern.
Für viele Geflüchtete ist beispielsweise die exzessive Benutzung ihrer Handys eine notwendige Bewältigungsstrategie. Sie versuchen Erinnerungen und Kontakte zu aktivieren, um sich dadurch eine Heimat zu erschaffen. „Gerade den Verlust der Heimat müssen wir ernst nehmen“, plädierte Loew.
In der u. a. von ihm entwickelten Ausbildung für Traumahelfer*Innen lernen Interessierte einfache, effektive und wissenschaftlich abgesicherte Interventionen kennen, mit denen man Betroffene, v.a. Kinder und Jugendliche, erreichen kann. Techniken zur Selbstberuhigung und gezieltes Spielen stehen dabei im Mittelpunkt. Die Aufgabe der Traumahelfer*Innen ist es, einen entsprechenden Raum zur Verfügung zu stellen und stiller Zeuge des Ganzen zu sein. Das Wichtigste sei, die Handlungen nicht zu interpretieren, sondern mit der ganzen Aufmerksamkeit beim Traumatisierten zu sein.
Eine Therapie könne dadurch zwar nicht ersetzt werden, aber die Arbeit der Traumahelfer*Innen kann in kurzer Zeit vielen Geflüchteten helfen. Dies zeigen auch erste Ergebnisse einer von Loew durchgeführten Studie: Bei vielen Teilnehmern verbesserten sich die Symptome deutlich.
Interessierte aus Coburg können im Herbst eine entsprechende Ausbildung durchlaufen. Weitere Informationen unter www.gewiss-ev.de.
Der Studiengang Integrative Gesundheitsförderung der Hochschule Coburg arbeitet seit Längerem eng mit Prof. Dr. Thomas Loew zusammen. Prof. Dr. Niko Kohls hatte ihn für den Vortrag nach Coburg eingeladen.

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