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13. April '21

Seit 20 Jahren beginnt jeweils zum Sommersemester eine Gruppe von psychosozialen Fachkräften aus ganz Deutschland ihr Weiterbildungsstudium der Klinischen Sozialarbeit. In diesem Jahr sind es 25 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die z.B. in der Kinder- und Jugendhilfe, der Suchthilfe, der Resozialisierung oder in psychiatrischen Einrichtungen tätig sind. Der Masterstudiengang ist ein Gemeinschaftsangebot der Hochschule Coburg und der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Tobias Mahl, der in München als Bewährungshelfer arbeitet, schildert „Mit dem Master will ich sowohl mein theoretisches Wissen als auch meine praxisbezogenen Kompetenzen erweitern. Als Bewährungshelfer bin ich immer wieder herausgefordert, mich im Spannungsfeld ganz unterschiedlicher Disziplinen fachlich fundiert zu behaupten“.

Die beiden Studiengangsleiterinnen Prof. Dr. Christine Kröger von der Hochschule Coburg und Prof. Dr. Silke Gahleitner von der Alice Salomon Hochschule in Berlin freuen sich vor allem, dass die Nachfrage auch in der COVID-19-Pandemie ungebrochen ist. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, so Christine Kröger „denn neben dem Wunsch nach fachlicher Weiterentwicklung spielt die Möglichkeit, sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen zu können, meist eine wichtige Rolle bei der Motivation für die Aufnahme eines Weiterbildungsstudiums.“ „Natürlich gibt es auch online viel Gelegenheit dafür“ ergänzt Silke Gahleitner „aber digitale Lehre hat schon einen anderen Charakter“.

Sicher ist: durch die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie wird deutlich, dass die gesundheitsbezogene Fachsozialarbeit, also die Klinische Sozialarbeit, an Bedeutung gewonnen hat. Solche Krisen treffen Menschen am härtesten, die ohnehin um ein würdevolles Leben ringen. Um hier fundiert und angemessen unterstützen zu können, benötigen Sozialarbeitende klinische Kompetenzen, also Kompetenzen der psychosozialen Diagnostik, Beratung, Krisenintervention und Sozialtherapie.

Ganz unabhängig von der aktuellen Pandemie verbindet sich mit der 20-jährigen Erfolgsgeschichte des Masterstudiums eine besondere Innovationskraft, das zeigt der „Lebenslauf“ des Studiengangs.

2001: der Weiterbildungsmaster erblickt das Licht der Welt

Der berufsbegleitende Master Klinische Sozialarbeit war nicht nur der erste Weiterbildungsmaster der Hochschule Coburg, sondern auch der erste mit dieser fachlichen Ausrichtung im deutschsprachigen Raum. Dem Start des Masterstudiengangs gingen mehrjährigen Vorarbeiten voraus, wie ier Gründung des „IPSG-Institut für Psycho-Soziale Gesundheit“ als An-Institut der Hochschule Coburg im Jahr 1994 sowie die Einführung eines Studienschwerpunktes in Klinischer Sozialarbeit im damaligen Diplom-Studiengang 1997. Konzipiert wurde der neuartige Studiengang von Prof. Dr. Helmut Pauls. Er war es auch, der der Klinische Sozialarbeit in Deutschland wegweisende Impulse gab. Diese Neuentwicklung wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) 2002 mit einer finanziellen Förderung als „Innovativer Studiengang“ honoriert, was zu einer mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Frederic MacDonald von der Western Michigan University, USA, führt. Zur öffentlichen Gründungsveranstaltung kam der damalige Direktor der Mental Health Europe von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus Kopenhagen nach Coburg. Wenige Jahre zuvor hat Prof. Dr. Pauls gemeinsam mit Prof. Dr. Albert Mühlum die Sektion „Klinische Sozialarbeit“ in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) aus der Taufe gehoben.

Ab 2002: der Weiterbildungsmaster entwickelt sich zum Kooperationsprojekt

Nachdem die damalige Prodirektorin der Alice-Salomon-Hochschule Berlin Prof. Dr. Brigitte Geissler-Piltz 2002 auf den Studiengang aufmerksam wurde und in enger Zusammenarbeit mit Helmut Pauls inhaltliche Weiterentwicklungen angestoßen hatte, wird der Studiengang seit dem Sommersemester 2003 in enger Kooperation mit der Alice Salomon Hochschule weitergeführt. Das bedeutet u.a., dass die Lehre zu gleichen Anteilen in Coburg und Berlin stattfindet. Gleichzeitig haben beide Hochschulen eine führende Rolle bei der Weiterentwicklung und Profilierung der Klinischen Sozialarbeit im deutschsprachigen Raum inne und beraten Kolleginnen und Kollegen anderer Hochschulen in Deutschland, der Schweiz und Österreich beim Aufbau eigener Studienschwerpunkte und Masterstudiengänge.

Ab 2004: Klinische Sozialarbeit in Deutschland entfaltet sich

Im Jahr 2004 startet die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin mit einem postgradualen berufsbegleitenden Studiengang in Klinischer Sozialarbeit, seit 2005 gibt es mit der Fachzeitschrift „Klinische Sozialarbeit – Zeitschrift für psychosoziale Praxis und Forschung“ ein viermal jährlich erscheinendes Forum für den wissenschaftlichen, aber auch praxis- und lehrbezogenen Austausch in der Klinischen Sozialarbeit. 2007 wird der ECCSW-European Centre for Clinical Social Work gegründet, der bis heute aktiv den Austausch zwischen Hochchulentwicklungen und Praxis fördert.

Ab 2009: Klinische Sozialarbeit etabliert sich

In dieser Zeit entstehen an immer mehr Standorten Studien- und Fortbildungsangebote im Bereich der Klinischen Sozialarbeit: Beispielsweise bietet die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Aachen seit 2009 einen konsekutiven Master mit dem Schwerpunkt „Klinisch-therapeutische Soziale Arbeit“ an, 2013 geht die Hochschule Landshut mit ihrem konsekutiven Masterangebot Klinische Sozialarbeit an den Start. In der Schweiz sind die Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und in Österreich die Fachhochschule Campus Wien und die Fachhochschule Vorarlberg, Dornbirn wichtige Standorte, an denen zu klinisch-sozialarbeiterischen Themen gelehrt und geforscht wird. An der Hochschule Coburg kann Klinische Sozialarbeit ebenfalls konsekutiv studiert werden, nämlich als Vertiefungsmöglichkeit im Konsekutiven Master Soziale Arbeit.

Ab 2019: der Masterstudiengang ist erwachsen

Der Weiterbildungsmaster „läuft“ stabil, er hat „Geschwister“ bekommen und ist erwachsen geworden.  Es handelt sich um ein etabliertes und erfolgreiches Studienmodell, das dem Anspruch gerecht wird, Klinische Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter auszubilden, die psychosoziale und sozialtherapeutische Beratungs- und Behandlungsprozesse fachlich fundiert planen, umsetzen und evaluieren können. Das bestätigen die Ergebnisse der bisherigen Verbleibstudien: Gut die Hälfte (52%) der befragten Absolventinnen und Absolventen ist nach dem Abschluss in leitender Position tätig und erfährt während oder nach dem Studium eine erhebliche Erhöhung des monatlichen Einkommens (um durchschnittlich 33%). Den größten Kompetenzzuwachs erleben die Studierenden in psychosozialer Diagnostik und sozialtherapeutischer Intervention, den „Herzstücken“ klinisch-sozialarbeiterischen Handelns.

2021: Jubiläumstagung verschoben

Eigentlich sollte das zwanzigjährige Jubiläum in diesem Jahr mit einer Fachtagung an der Hochschule Coburg gewürdigt werden. Geplant war ein Dialog mit renommierten Expertinnen und Experten und Fachkräften aus der Praxis rund um das Thema „Zwischenmenschliche Beziehungen und Gesundheit“. Aufgrund der Pandemie wird die Tagung, wie so viele andere Begegnungen und Feiern auf das nächste Jahre verschoben. Alle freuen sich auf die dann wieder möglichen Begegnungen der aktuell Studierenden mit ihren Kommilitonen und Kommilitoninnen aus den letzten 20 Jahren.

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