20. Juli '23
Coburg bekommt ein besonderes KI-Zentrum – der Freistaat Bayern errichtet hier ein Gebäude für das CRAI: In diesem Center for Responsible Artificial Intelligence wird es um verantwortungsvolle künstliche Intelligenz (KI) gehen. Und das schon sehr bald. Nach dem Spatenstich am Donnerstag wird der Modulbau auf dem ehemaligen Schlachthof- und Güterbahnhofs-Areal schnell umgesetzt. Bereits im 2. Quartal 2024 soll das Forschungsinstitut der Hochschule Coburg einziehen. Einen Vorgeschmack auf die Themen gibt’s bereits heute im aktuellen Podcast (siehe Verlinkung unten im Beitrag)
Im Rahmen der Hightech Agenda Bayern und der Hightech Agenda Plus wird der HTAplus Modulbau für das CRAI der Hochschule Coburg errichtet. Der Freistaat investiert über vier Millionen Euro. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betonte Hochschulpräsident Prof. Dr. Stefan Gast beim Spatenstich am Donnerstag.
Anwendungsorientiert, innovativ und verantwortungsvoll
Das R im CRAI macht den Unterschied: Es steht für „responsible“, also für verantwortungsvolle künstliche Intelligenz. KI ist an der Hochschule in vielen Bereichen Thema und dabei geht es immer auch um die gesellschaftlichen Auswirkungen. „Ziel der Forschung ist, Anwendungsfragestellungen aufzugreifen und mit innovativen Methoden der KI zu bearbeiten“, erklärte Gast. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge werden sich ein Viertel aller Arbeitsplätze durch KI verändern, wie der Präsident ausführte. Ob in der Lehre, in der Forschung oder im Transfer: Die KI-Aktivitäten der Hochschule tragen dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Innovationsdreieck Coburg – Kronach – Lichtenfels zu sichern.
Gute Nachbarschaft
Für die Vernetzung mit der Region ist auch die Nachbarschaft auf dem ehemaligen Schlachthof- und Güterbahnhofs-Areal ideal: mit CREAPOLIS und Zukunft.Coburg.Digital in der Alten Kühlhalle und der HUK-COBURG, die nebenan ihre InnoVilla hat. Gast berichtete von der guten und engen Zusammenarbeit mit der Wifög, der Stadt Coburg und dem Staatlichem Bauamt Bamberg, die ermöglichen, dass hier etwas Bedeutendes entsteht: „Das neue Gebäude ist auch ein Meilenstein für die Wandlung der ehemaligen Industriebrache hin zu einem Science- und Culture Hub.“
Mit Blick auf die Fertigstellung der Kulturstätte Globe malte Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig eine Vision des CRAI als Eingang zu einem Quartier der Zukunft aus. „Ein lang ersehnter Traum geht heute mit einem ersten Baustein in Erfüllung.“ Sauerteig freute sich: „Die Hochschule rückt näher an die Innenstadt.“
Zahlen, Daten, Fakten
Im April oder Mai kommenden Jahres soll das Gebäude fertig sein. Die Projektleitung liegt beim Staatlichen Bauamt Bamberg. Bauamtsleiter Ulrich Delles stellte Details vor: Die Baukosten betragen 4,1 Mio. Euro, die Nutzfläche beträgt 650 Quadratmeter. Bauherr ist das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Der Entwurf für das Gebäude entstand in einem Kooperationsprojekt der Hochschule Coburg und des Bauamtes. In der Projektgruppe engagierten sich Jürgen Ziegelhöfer und Ralf Kürschner vom Staatlichen Bauamt sowie seitens der Hochschule Susanna Buchwald, Leiterin der Abteilung Technik und Bauen, Prof. Dr. Holger Falter, Dekan der Fakultät Design und Prodekan Prof. Dr. Rainer Hirth. Die Planungen sehen ein optionales drittes Geschoss vor, sodass der Modulbau bei Bedarf einfach erweitert werden kann.
Regierungspräsidentin: „Vorzeigehochschule”
Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin von Oberfranken, stellte fest, dass nicht nur das Thema KI zukunftsweisend ist, sondern auch der Bau selbst, der aus nachhaltigen Materialien und mit einer Photovoltaik-Fassade errichtet wird. „Hier wird ein Bauwerk realisiert, das den Ruf der Hochschule Coburg als Vorzeige-Hochschule festigt: ein nächster wichtiger Schritt zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Coburg.“
Das neue Gebäude dient den Forschungsaktivitäten der Hochschule Coburg auf dem Gebiet künstlicher Intelligenz, die im neuen Institut Center for Responsible Artificial Intelligence (CRAI) gebündelt werden. Zu KI geforscht wird an der Hochschule unter anderem bereits in den Feldern Sprachverarbeitung, multimodale virtuelle Realität und Cyber-Security oder auch zum autonomen Fahren. Im Projekt Shuttle Modell Region Oberfranken 2 wird beispielsweise erforscht, wie autonome Fahrzeuge auch unter schlechten Wetterverhältnissen sicher fahren können. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt GENESIS. Hier wird daran gearbeitet, KI-gestützt unter anderem die Erkennung von Einbrüchen in Unternehmensnetze besser zu erkennen und geeignet zu reagieren. Neu ist das Projekt Kick-PV im Bereich Photovoltaik, bei dem es darum geht, mit Hilfe von KI die Erzeugung von Strom aus erneuerbarer Energie zu optimieren.
Labore und Raum für Austausch
Im CRAI wird es mehrere Labore geben. Geplant sind unter anderem: ein Labor für Natural Language Processing, inklusive neuronaler Sprachmodellierung, die in letzter Zeit aufgrund OpenAIs „ChatGPT“ einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, ein Labor für Data Stream Mining, ein Labor für KI-gestützte Qualitätssicherung, ein Labor für KI-gestützte multimodale Mensch-Maschine-Interaktion und ein Labor für erklärbare und verantwortungsvolle KI im Versicherungsbereich. In den Laboren werden sowohl Gruppen von Studierenden als auch wissenschaftliche Mitarbeitende arbeiten können.
Die Professoren Prof. Dr. Jens Grubert, Prof. Dr. Dieter Landes und Prof. Dr. Jochen Leidner – bisher an verschiedenen Orten der Hochschule tätig – werden kommendes Jahr mit ihren insgesamt etwa 20 wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen ins CRAI ziehen und gemeinsame Forschungsprojekte voranbringen – auch mit weiteren Kolleg:innen aus anderen Disziplinen wie beispielsweise Prof. Dr. Mirko Kraft, der sich an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften intensiv mit Potenzialen der KI für die Versicherungswirtschaft und allgemein mit Chancen und Risiken von KI beschäftigt. Auch (internationale) Gastwissenschaftler:innen und Studierende mit Abschlussarbeiten im Bereich KI sollen im CRAI temporär arbeiten können. Hochschulpräsident Gast freut sich darauf: „Es erleichtert den Austausch mit regionalen, nationalen und internationalen Institutionen als Partner in der KI-Forschung.“
Podcast
Arbeitsplätze, Sicherheit und insgesamt Chancen und Risiken der Technologie: Einen brandneuen Podcast der Hochschule Coburg zum Thema „KI – Freund oder Feind“ gibt es jetzt auf den gängigen Kanälen – und zwar hier:
Spotify, Apple, Amazon
(Natalie Schalk)