Gesteuerte Realität

Montag. 14. September 2015 (Pressestelle)
Nils Stepputt (links) und Lukas Piwonski
Die Datenbrille im Test bei Kramp-Mitarbeiter Nils Stepputt (links). Lukas Piwonski erklärt die Funktionen.
Erfolgreicher Projektabschluss mit v.l. Siegfried Gößwein, Tobias Gröger, Jörg Hartmann (alle Kramp), Maura van de Kempe, Lukas Piwonski, André Löw, Hens Schütte, Johannes Strohmer, Prof. Dr. Eduard Gerhardt (Hochschule), Julia Dinkel und Nils Stepputt (Kramp).

Es ist ruhig geworden um Google Glass. Anfang des Jahres hat der US-Konzern den Verkauf seiner Datenbrille eingestellt. Jetzt wird im Hintergrund an der Technik gefeilt. Auch andere Firmen arbeiten an ähnlichen Produkten. Studierende der Hochschule Coburg haben die schlauen Brillen einem Praxistest unterzogen.

Unterschiedliche Produkte aus einer Halle mit vielen Regalen heraussuchen und für den Kunden zusammenstellen. Beim Großhandelsunternehmen Kramp in Strullendorf sind die Mitarbeiter – sog. Greifer – permanent im Einsatz und auf der Suche nach der richtigen Box im richtigen Gang. Doch was wäre, wenn ihnen virtuell gleich der richtige Weg angezeigt wird? Das herauszufinden, war Aufgabe von fünf Studierenden der Hochschule. Neben den Betriebswirtschaftlern Lukas Piwonski und André Löw gehörten zu der Gruppe auch der Informatik-Student Johannes Strohmer und die beiden holländischen Erasmusstudenten Hens Schütte und Maura van de Kempe.

Ein bunt gemischtes Team, das sowohl sprachlich als auch fachlich auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss. Betreut wurde das Projekt von Prof. Dr. Eduard Gerhardt. Er ist Experte für Wirtschaftsinformatik und Business Intelligence an der Hochschule.

Lukas Piwonski studiert im 6. Semester BWL und ist der Projektleiter des Studierendenteams: „Wir haben erstmal gründlich recherchiert. Der Fachbegriff für diese Technik heißt augumented reality. Was fällt alles darunter? Wo wird es schon eingesetzt? Gibt es bereits Feldversuche in Unternehmen?“ Auch das Lager bei Kramp schauen sich die Studierenden genau an. Lässt sich die Technologie dort überhaupt einsetzen? Dann geht es in die Testphase. „Es gibt zwei Anbieter von Datenbrillen, die wirklich schon so weit sind, dass man sie ausprobieren kann. In Würzburg haben wir ein Softwareunternehmen gefunden, bei dem wir die Modelle testen konnten. Und das hat uns erstmal die Augen geöffnet. Die Wirklichkeit war doch sehr weit von der Hochglanz-Werbung entfernt.“

Beim aktuellen Stand der Technik hat die schlaue Datenbrille Schwachstellen. „Man sieht die Wegbeschreibungen nicht ins Sichtfeld eingeblendet, sondern muss immer auf die Gläser gucken. In einem Lager, wo viele Menschen zur selben Zeit unterwegs sind, sollte man sich aber auf sein Umfeld konzentrieren können“, berichtet Piwonski. Nach weiteren Tests mit den Mitarbeitern der Firma Kramp, kommen die Studierenden zu einem klaren Ergebnis. Für erfahrene Greifer ist die Datenbrille nur ein kleiner Gewinn. Profitieren könnten davon aber Saisonarbeiter und neue Kräfte. Die Technik würde ihre Einarbeitungszeit verkürzen. Wer sich noch nicht so gut auskennt im Lager, bekäme so die kürzesten Wege angezeigt.

„Die Entwicklungen in den nächsten Jahren würde ich auf jeden Fall im Auge behalten“, sagt Lukas Piwonski. Denn Potential sehen die Studierenden in Smartglasses durchaus. Bis es soweit ist, empfehlen sie ihrem Projektpartner Alternativen zur Prozessverbesserung. Die bestehende Technik ließe sich gut erweitern, um schon eine Optimierungen zu erreichen.

Das Unternehmen ist dankbar für den Input. „Sowohl wir als Unternehmen, als auch die Studierenden konnten hervorragende Erkenntnisse für sich gewinnen. Ein großer Erfolg für beide Seiten!“, heißt es bei Kramp. Und Lukas Piwonski betont: „Die Arbeit hat wirklich Spaß gemacht. Vor allem, weil unser Team sehr engagiert und reibungslos zusammen gearbeitet hat. So sind über die Arbeit hinaus auch noch Freundschaften entstanden.“