22. Januar '21
Wer kennt das nicht: Man bringt den herrlichen Wein aus dem Italienurlaub mit und im heimischen Wohnzimmer schmeckt er gar nicht mehr so gut. Man weiß: die Umgebung beeinflusst das Geschmackserlebnis. Studierende des Bachelorstudienganges Innenarchitektur haben sich zu Geschmack und der Atmosphäre von Räumen Gedanken gemacht.
Umgebung, Licht, Temperatur, und Raumgröße sowie die Materialien auf und in denen Speisen und Getränke präsentiert werden, wirken auf unseren Geschmackssinn. Ein einfacher Versuch zeigt: ein Glas Milch wirkt frischer, wenn es mit kaltem Licht beleuchtet wird, in gelbem Licht hingegen wirkt die Milch eher ranzig. Dies ist nur einer der vielen Ansätze, die Studierende zum Thema „Geschmack und Aroma im Raum“ entwickelt haben. Die Aufgabe war für den Sommeliergipfel 2021 auf dem Kulmbacher Mönchshof-Gelände Erlebniskonzepte zu entwickeln. Der Sommeliergipfel wird vom Projektpartner der Hochschule Coburg, der Genussakademie Bayern, veranstaltet. Diese Partnerschaft kam durch die Initiative von CREAPOLIS, der Vernetzungsplattform der Hochschle Coburg, zustande. Mehr als 150 Fachsommeliers und Genussexperten kommen bei diesem Netzwerk- und Fortbildungstreffen in Kulmbach zusammen. „An zwei Tagen locken Tastings, Workshops und Sessions zu den Themen Edelbrand, Käse, Milch, Gewürz, Bier, Wasser, Wein und Fleisch“, beschreibt Dr. Simon Reitmeier die Veranstaltung. Er ist der zuständige Bereichsleiter am Kompetenzzentrum für Ernährung, kurz KErn, in Kulmbach, zu dem auch die Genussakademie gehört. Verena Fritsch, Dozentin und Projektkoordinatorin im Studiengang Innenarchitektur, erklärt die Aufgabenstellung: „Die Sommeliers für die jeweiligen Produkte sind Profis im Schmecken, Riechen und Verkosten von Lebensmitteln mit allen umgebenden Faktoren. Die Studierenden sind angehende Profis für Räume. An dieser Schnittstelle entwickelt sich die Aufgabe.“ Die Sommeliers können lernen, welchen Einfluss der Raum auf die Produkte hat, die verkostet werden.
Alle Sinne werden berührt
Die von den Studierenden entwickelten Konzepte könnten nicht unterschiedlicher sein, das macht die Ergebnisse auch so spannend. Etwa das Konzept, das sich an der 12-Sinneslehre von Rudolf Steiner anlehnt. Hier kann der Geschmackssinn in speziellen „Raumkapseln“ erfahren werden. Diese Kapseln bewegen sich und fordern so gleichzeitig den Gleichgewichtssinn heraus oder engen den Körper ein. Ein anderes Konzept bringt die Lebensmittel, wie Käsewürfel in Form von Hockern in eine andere Dimension und sorgt so für eine interessante und stimmige Atmosphäre beim Käse-Tasting. Ein anderer Entwurf ist eine Theke mit Probierfeldern. Dort können die Sommeliers die Lebensmittel in verschiedenen Lichtverhältnissen und auf unterschiedlichen Unterlagen auf sich wirken lassen. Im Anschluss geben sie ihre Eindrücke in einer digitalen Befragung weiter. „Die Konzepte der Studierenden sind gut durchdacht und oft unkonventionell“, fasst Reitmeier zusammen. Einige wären gut für den Einsatz auf dem Mönchshof-Gelände geeignet: „Es wäre schön, wenn bei der Umsetzung eines Projekts auch die Ideengeber mit einbezogen werden könnten.“ Indes hofft er, dass der Sommeliergipfel überhaupt stattfinden kann, denn: „Die Vorschläge bieten einen großen Fundus an Denkanstößen und werden sicher noch öfters als Inspiration für die Gestaltung von Messeständen oder Veranstaltungen herangezogen.“