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29. März '22

Beim „Tag der Innenarchitekturausbildung“ diskutierten Studierende und Lehrende der Hochschule Coburg mit Gästen, worauf es aktuell in Studium und Berufswirklichkeit ankommt. Die Umstellung auf einen achtsemestrigen Bachelorstudiengang an der Hochschule Coburg ermöglicht jetzt den Eintrag in Architektenkammern aller Bundesländer. Das Konzept findet national und international Beachtung.

Ob Ärztin oder Rechtsanwältin, Apotheker, Notar oder Steuerberaterin: Sie sind selbständig, betreiben aber kein Gewerbe. Solche Freiberufler sind in Kammern organisiert. Erst mit dem Eintrag in die Architektenkammer dürfen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten den Titel führen, außerdem haben Sie mehr Freiheit bei der Ausübung ihres Berufes und gleichzeitig eine bessere Absicherung. In den meisten Bundesländern erfordert das ein vierjähriges Studium – und dem wird der Bachelorstudiengang Innenarchitektur in Coburg mit der Umstellung auf acht Semester gerecht. Sie erfolgte im Wintersemester 2021 / 22. Prof. Dr. Michael Heinrich, Studiendekan der Fakultät Design und Verena Fritsch, Projektkoordinatorin im Studiengang, haben die neue Studiums- und Prüfungsordnung auf der Basis eines eigens entwickelten Fachqualifikationsrahmens Innenarchitektur ausgearbeitet. Nachdem das erste Semester in die Praxis umgesetzt wurde, haben Studierende, Lehrende und externe Expertinnen und Experten darüber beim ersten „Tag der Innenarchitekturausbildung“ diskutiert. Die Idee brachte Studiengangsleiterin Katharina Bonhag-De Rosa ein.

Erfahrungen aus der Innenarchitektur

„Es entstand ein informativer Transfer in beide Richtungen, der in den Fächern unseres nun achtsemestrigen Studiengangs zur inhaltlichen Fokussierung beitragen kann“, resümiert Bonhag-De Rosa. Etwa 90 Studierende waren live dabei; 30 online zugeschaltet. Prof. Dr. Heinrich zufolge war es für sie besonders interessant, ihren Studiengang von außen betrachtet zu sehen. Der neue Modulplan der Hochschule kam gut an und die externen Gäste erzählten von Erfahrungen in nationaler und internationaler Berufspraxis. Der Bund Deutscher Innenarchitekten bdia beteiligte sich mit mehreren Vertreter:innen, unter anderem sprach die bayerische Vorständin Daniela Scheibe. Für den europäischen Verband European Council of Interior Architects (ECIA) berichtete René Pier über die Charta europäischer Innenarchitektinnen und -architekten. Basis hierbei sind die Vorgaben der Union Internationale des Architectes (französisch für Internationale Vereinigung der Architekten, abgekürzt UIA) – und diese wiederum sind vergleichbar mit denen der Architektenkammer.

Ein besonderer Studiengang

Bei dem üblichen sechs- oder sieben semestrigen Bachelor müssen die Studierenden einen Master dranhängen, wenn sie sich als Innenarchitekt:in selbstständig machen wollen – oder für immer in Bayern bleiben, denn im Freistaat reichen aktuell sechs Semester für den Kammer-Eintrag. In den meisten anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland braucht es acht Semester. „Das gibt es im Bachelorstudium fast nirgends“, erklärt Verena Fritsch. „Zwar könne man auch so als Angestellter B.A. Innenarchitektur arbeiten, aber wer in der Kammer ist, hat auch dann Vorteile wie die ,kleine“ Bauvorlageberechtigung.“ Damit kann beim Bauamt zum Beispiel ein Antrag für eine Gaube oder einen Anbau eingereicht werden. Solche praktischen Fragen wurden diskutiert, aber die Studierenden interessierte beispielsweise auch, wie die Institutionen und Verbände dabei helfen, die Arbeit familienfreundlich zu organisieren. Die neue Ausrichtung des Studiengangs ermöglicht auch eine intensivere Auseinandersetzung mit Forschungsthemen. „Der Austausch war beflügelnd, eine sehr intensive Veranstaltung“, findet Verena Fritsch.

„Der Nachmittag wurde als Plattform zur Diskussion über Bedürfnisse und Wünsche der Studierenden rege genutzt“, erklärt Bonhag-De Rosa. Dabei wurden im „World Café“ aktuelle Themen der Innenarchitektur in fünf wechselnden Gruppen besprochen: beispielsweise die Verantwortung für das, was geplant und gestaltet wird, die psychologische Wirkung von Räumen und die Frage, ob Innenarchitektur Kunst ist – oder Wissenschaft. „Alle Gruppen kamen zum gleichen Ergebnis: beides!“

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