Kronach wird 5G-Pionier: „Chance für Forschung und Lehre“

Freitag. 29. Januar 2021 (Natalie Schalk)
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer „übergab“ den Förderbescheid in einer Videokonferenz an das Projekt 5GKC.
Die Grafik zeigt, wie das 5G-Netz in Kronach genutzt werden kann.
Prof. Dr. Thomas Wieland - Foto: Hochschule Coburg
Alexander Müller
Alexander Müller - Hochschule Coburg

Das Bundesverkehrsministerium fördert deutschlandweit zehn Projekte im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs: Einer der Gewinner ist das Förderprojekt „5G-gestützte autonom fahrende Einzel- oder Flottenfahrzeuge für den Einsatz als öffentliche Verkehrsmittel im ländlichen Raum“ - kurz „5GKC“ genannt. Daran arbeiten der Automobilzulieferer Valeo, das Fraunhofer IIS und die Hochschule Coburg gemeinsam.

Das 5G-Netz ermöglicht innovative Anwendungen der Mobilfunktechnik. Daten werden mit 5G rasend schnell und präzise übertragen. Diese Technik soll auch dabei helfen, Kronach weiter als Zentrum für automatisiertes Fahren auszubauen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer „übergab“ diese Woche in einer symbolischen Geste per Videokonferenz Bescheide an zehn herausragende Projekte, die eine Förderung im Rahmen des 5G-Innovationswettbewerbs erhalten. „Quer durch Deutschland fördern wir von heute an Projekte, die echte Pionierarbeit auf ganz unterschiedlichen Gebieten leisten“, sagte Scheuer. „Ob in Landwirtschaft, Mobilität oder Rettungswesen - sie alle werden ganz konkret zeigen, wie 5G unseren Alltag verbessern kann.“

Beim Thema Mobilität ist die „Shuttle-Modellregion Oberfranken“ Vorreiter. Bereits seit einigen Monaten fahren im Rahmen dieses Projekts in Kronach automatisierte Kleinbusse. Ziel des neuen Projekts 5GKC ist es nun, die bestehende Modellregion um das 5G-Netz zu erweitern. Mit dem Aufbau eines solchen Netzes am Lucas-Cranach-Campus soll außerdem auch der im März startende Masterstudiengang „Autonomes Fahren“ der Hochschule Coburg gestärkt werden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert 5GKC mit 3,9 Millionen Euro aus dem Innovationswettbewerb.

Lucas-Cranach-Campus  bekommt 5G-Netz

Jörg Schrepfer, Leiter Fahrerassistenz-Forschung Valeo Deutschland, stellte das Konsortium des 5G-Testfelds Kronach in der Videokonferenz vor. Valeo ist Weltmarktführer im Bereich Fahrassistenzsysteme und arbeitet im Rahmen des 5GKC-Projektes intensiv mit der Hochschule Coburg und dem Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS zusammen, unterstützt vom Landkreis Kronach und dem Innovations-Zentrum Region Kronach IZK. „Die Vision wird wahr und wir können immer mehr an den Use Cases arbeiten und forschen“, sagte Schrepfer. „Das ist eine Riesenchance für die Region.“ Es sei spannend, dass hier ab März der Master-Studiengang „Autonomes Fahren“ gelehrt wird. „Deshalb ist wichtig, dass wir das 5G-Campus-Netz genau da hinbekommen.“

Alexander Müller ist „genau da“: Er arbeitet als Laboringenieur im Bereich autonomes Fahren am Studienort Kronach der Hochschule und hat sich vergangenes Jahr auch um Fragen der Studiengangsorganisation gekümmert. „Wir fangen ganz neu an“, sagt er. „Dabei wollen wir ein realitätsnahes Umfeld aufbauen, in dem die Studierenden Möglichkeiten kennen lernen, das autonome Fahren mit dem neuesten Stand der Kommunikationstechnologie zu verbinden.“ Unter anderem soll es eine Modellstadt geben, in der im kleinen Maßstab mit dem experimentiert wird, was später draußen auf der Straße im Großen getestet werden soll.

Dafür ist Prof. Dr. Thomas Wieland zuständig. Er leitet das 5GKC-Projekt an der Hochschule. „Wir haben die Chance, frühzeitig Forschung voranzutreiben, die eine neuartige Kommunikationstechnologie mit autonomem Fahren verbindet.“ Wieland freut sich. Durch das 5G-Campus-Netz können auf dem Testgelände der Hochschule Coburg Erfahrungen gesammelt und Einsatzszenarien genauer untersucht werden. „Beispielsweise wollen wir Fußgänger und Radfahrer einbeziehen, um das Umfeld der Fahrzeuge genauer wahrzunehmen.“ Die Funksignale der Handys lassen sich nutzen, um Hindernisse zu entdecken. Dabei geht es rein um die funktechnische Ebene. „Daten werden nicht ausgelesen“, betont Wieland. Mit weiteren spannenden Forschungsfeldern beschäftigen sich auch seine Kolleginnen und Kollegen: Prof. Dr. Jens Grubert wird beispielsweise an Visualisierungslösungen mit Virtual Reality arbeiten, die für die Fernsteuerung der Fahrzeuge genutzt werden können.