„Mit Feminismus und Kreativität gegen Gewalt" – Ausstellung und Vortrag

Mittwoch. 03. Juli 2024 (Pressestelle)
Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit von der Hochschule Coburg ei einem Vortrag
Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit sprach im Begleitprogramm zur Ausstellung „Was ich anhatte" im Coburger Münzmeisterhaus. Foto: Isabelle Haberberger
Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit sprach im Begleitprogramm zur Ausstellung „Was ich anhatte" im Coburger Münzmeisterhaus. Foto: Isabelle Haberberger

Geschlechtergerechtigkeit und die Bekämpfung und Prävention von sexualisierter Gewalt zählen zu den zentralen Themen der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Coburg. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Verein „Keine Gewalt gegen Frauen“ informierte Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit im Coburger Münzmeisterhaus über aktuelle Fragen. Hier wird noch bis Samstag, 6. Juli, die Ausstellung „Was ich anhatte“ gezeigt.

Diese Wanderausstellung zu sexualisierter Gewalt trägt das Motto „Schuld ist nicht das Opfer! – eine Frau wird nicht vergewaltigt, weil sie einen Minirock trägt“. Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit von der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Coburg bereicherte das Begleitprogramm inhaltlich: Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Verein „Keine Gewalt gegen Frauen e.V.“ Coburg – Kronach – Lichtenfels unterstützte Lohrenscheit mit ihrem Vortrag die Vereinsfrauen und das Coburger Frauenhaus sowie die Fachberatungsstelle Frauennotruf und Interventionsstelle. Dabei betonte die Professorin die gesamtgesellschaftliche Relevanz des Themas.

Gewalt gegen Frauen in allen Altersgruppen und sozialen Schichten

Jede dritte Frau hat mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren – und das gilt in allen Altersgruppen und sozialen Schichten. „Die jährliche Statistik des Bundeskriminalamtes belegt: Der gefährlichste Ort für Frauen ist ihr Zuhause“, sagte Lohrenscheit, „jeden Tag versucht ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin umzubringen; jeden zweiten oder dritten Tag gelingt dies. Deswegen fordern Feministinnen weltweit einen eigenen Straftatbestand gegen diese Form geschlechtsspezifischer Gewalt (Femizid)“.

Politik und Menschenrechte, Gender, Inklusion, Diversity und sexuelle Selbstbestimmungsrechte zählen zu Lohrenscheits Schwerpunkten in Forschung und Lehre an der Hochschule Coburg. In ihrem Vortrag erläuterte sie, dass zwar ein Netzwerk hochprofessioneller sozialer und juristischer Arbeit existiere, die Opfer von Gewalt beraten, begleiten und unterstützen. „Es gibt Rückhalt und Solidarität in den globalen Frauen- und queer-feministischen Bewegungen. Aber: Es reicht nicht.“ Sexismus und Gewalt gegen Frauen seien nicht rückläufig; im Gegenteil: Die Zahlen steigen – nicht nur in der Zeit der Corona-Pandemie, auch gerade jetzt, während der Fußball EM oder regelmäßig an Fest- und Feiertagen.

Eine Mitarbeiterin vom Verein „Keine Gewalt gegen Frauen“ erläuterte: „Frauenhäuser und Fachberatungsstellen retten Leben! Aber es gibt noch immer nicht ausreichende Plätze, sie sind ungleich verteilt und unterfinanziert. In absoluten Notsituationen müssen Frauen die Finanzierung ihres Schutzes selbst tragen. Das muss sich jetzt ändern! Wir hoffen auf das geplante Gewalthilfegesetz.“ Lohrenscheit ergänzte: „Es fehlen nicht nur permanent ausreichende Ressourcen, sondern der Gegenwind wird immer schärfer: Antifeminismus ist wieder salonfähig geworden. Weltweit sind rechtsextreme und rechtspopulistische Bewegungen auf dem Vormarsch und mit ihnen der Ruf nach traditionellen Werten und Geschlechterrollen, die Frauen auf ihre Rollen als Hausfrau und Mutter reduzieren wollen“.

Die Wanderausstellung ist noch bis Samstag, 6. Juli, zu besichtigen; auch Führungen für kleine Gruppen können gebucht werden (unter info[at]keinegewaltgegenfrauen-coburg.de). Weitere Infos unter: Home (keinegewaltgegenfrauen-coburg.de).