17. Mai '18
Eine Ausstellung im Puppenmuseum Coburg blickt über den eigenen Tellerrand hinaus. In enger Kooperation mit der Hochschule Coburg entstand eine Sonderschau, die Besuchern noch bis zum Herbst 2018 seltene Einblicke in die Entstehung von Wissen gewährt.
Für Christine Spiller geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Die Leiterin des Coburger Puppenmuseums eröffnet vor rund 130 Gästen, darunter Vertreter*innen aus Stadt und Landkreis Coburg, der Hochschule Coburg und verschiedener Schulen aus der Region, die Sonderausstellung „Modelle, die die Welt bedeuten“. An ihrer Seite stehen Prof. Dr. Christian Holtorf und Prof. Dr. Barbara Fuchs, die gemeinsam mit ihr die Ausstellung entwickelten und umsetzten.
Das Thema, Modelle aus verschiedenen Wissenschaften einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat nur auf den ersten Blick scheinbar nichts mit den Sammlungsbeständen eines Puppenmuseums zu tun. Doch für Kulturwissenschaftler*innen sind beispielsweise Puppenstuben genau das: Modelle, die in diesem Fall die Wohnkultur und das Rollenverständnis ihrer Zeit verdeutlichen. Sie erfüllen wie wissenschaftliche Modelle auch eine wichtige Funktion, denn mit ihrer Hilfe entsteht neues Wissen. Die Brücke zu den in der Sonderschau dargestellten Disziplinen, darunter Physik, Biologie, Design, Sprachwissenschaften und Informatik, ist damit geschlagen. Und so darf der Besucher sich überraschen lassen von den vielen verschiedenen Wissenschaftsbereichen und ihren Modellen, die nur scheinbar ein Nebeneinander bilden, in Wahrheit aber eines eint: sie alle sind Wissensspeicher.
Modelle in der Wissenschaft
Auf naturwissenschaftliche Lehrmodelle aus der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften trifft das genauso zu wie auf Versuche mit offenporigen Porzellanstrukturen aus dem Studiengang Integratives Produktdesign oder auf ein 3D-Modell des Globe Theaters. Neben der Hochschule sind als weitere Leihgeber unter anderen das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, das Deutsche Spielzeug Museum Sonneberg und die Staatliche Berufsschule für Kinderpflege beteiligt. An vielen Stationen in den Räumen der Sonderausstellung sind Besucher aufgerufen, sich selbst auszuprobieren.
Zusammenarbeit von Hochschule und Puppenmuseum
Von der Idee bis zur fertigen Ausstellung dauerte es ganze drei Jahre. 80 Personen waren daran beteiligt, der Innovationsfonds der Hochschule förderte das Vorhaben mit 10.000 Euro, die Niederfüllbacher Stiftung und der Bezirk Oberfranken mit je 5.000 Euro. Die Zweite Bürgermeisterin der Stadt Coburg, Dr. Birgit Weber, und die Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Christiane Fritze würdigten in ihren Grußworten die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Puppenmuseum und der Hochschule und hoben die starke Einbindung von Studierenden an der erfolgreichen Umsetzung hervor. Denn an vielen der Aufgabenbereiche – von der Ausstellungsgestaltung bis zur Erarbeitung eines gemeinsamen Bildungsprogramms – waren Studierende über Lehrveranstaltungen in der Innenarchitektur, im Studium Generale und im Projekt „DerCoburger Weg“ aktiv beteiligt.
Eine von ihnen ist Melanie Noell. Sie studiert Soziale Arbeit im sechsten Semester und nimmt an einem Seminar zur Sonderschau teil. Ihre Aufgabe am Abend der Eröffnung: Genau wie ihre Kommilitonen aus acht verschiedenen Studiengängen ist sie ein sogenannter Guide. Das heißt, sie steht den Gästen für detaillierte Erläuterungen zu einem bestimmten Modell zur Verfügung. „Ich habe die Herausforderung gesucht und mir bewusst ein Exponat einer anderen Fachdisziplin herausgesucht“, so Melanie Noell lächelnd. „Ihr“ Modell wird von Prof. Dr. Philipp Epple und Michael Florschütz aus der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik ausgestellt. Es zeigt Modelle in der Strömungsmechanik und soll Antworten auf die Fragen geben: „Wie reagieren Tragflügel und Zylinder auf Luft- und Wasserströme und welche Kräfte wirken?“ Versuche dieser Art sind für Wissenschaftler*innen essentiell, beispielsweise bei der Entwicklung von Flugzeugen und Schiffen.
Das Puppenmuseum ist mit der Sonderschau neue Wege gegangen: mit dem Kooperationspartner Hochschule, mit der Ausstellungsgestaltung und den gezeigten Modellen. Christine Spiller zeigt sich begeistert: „Es ist uns gelungen, ein gemeinsames Thema zu finden, Türen zu öffnen und Menschen, die nichts mit Puppen zu tun haben, in unser Museum zu locken.“
Die Ausstellung „Modelle, die die Welt bedeuten“ ist bis 14. Oktober 2018 im Puppenmuseum zu sehen. Mehr Informationen zu Vorträgen und Sonderveranstaltungen gibt es hier.
Das Coburger Hochschulfernsehen begleitete den Ausstellungsaufbau und gibt spannende Einblicke hinter die Kulissen.