Radeln für den guten Zweck

Donnerstag. 02. September 2021 (Pia Dahlem)
Ana und Ida Lutzenberger
Ana (links) und ihre Schwester Ida Lutzenberger machen eine gigantische Reise mit dem Fahrrad und sammeln damit Spenden für Sea-Watch. / Foto: privat

„Rette rette Fahrradkette“ - so heißt das Spenden-Projekt der ehemaligen Innenarchitektur-Studentin Ana Lutzenberger und ihrer Schwester Ida. Ende Mai starteten die beiden Frauen von ihrem Elternhaus in Schwaighausen im Allgäu auf ihren Drahteseln ins Abenteuer ihres Lebens und sammeln damit auch Spenden für Sea-Watch.

Ana Lutzenberger hat 2018 ihren Bachelor in Innenarchitektur an der Hochschule Coburg absolviert, danach in Leipzig Kunstpädagogik. Die Idee, eine große Weltreise zu machen, gab es schon lange, wie sie berichtet: „Wichtig dabei war es uns möglichst langsam und umweltfreundlich zu reisen und damit möglichst weit übers Land in den asiatischen Osten zu kommen. Für uns war die Vorstellung sehr spannend, die Veränderung der Kulturen und Landschaften mit eigen Augen und im eigenen Tempo zu erleben.“ Deshalb entschieden sich die Schwestern für das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Die Idee zur Spendenaktion ist während den Planungen für die Reise entstanden: „Wir haben erkannt, in welcher privilegierten Situation wir uns als Westeuropäerinnen befinden. Denn während wir uns Gedanken machen, wie wir am besten in das nächste Land radeln können, um eine abenteuerliche Reise zu haben, verlassen tausende Menschen auf dieser Welt täglich ihre Heimat, auf der Suche nach einem sicheren Leben - eines, wie wir es haben. Wir wollen unser Privileg, frei Grenzen übertreten zu dürfen, nutzen, um Menschen auf der Flucht zumindest ein Überleben zu ermöglichen.“ Daher geht ein Euro für jeden gefahrenen Kilometer an die zivile Seenotrettung Sea-Watch.

Radeln und Eindrücke sammeln

Rund drei Monate sind Ana und Ida Lutzenberger nun schon unterwegs. Bis nach Peking soll die sieben-monatige Reise gehen, das sind etwa 15.000 Kilometer. Gerade sind die Schwestern in Georgien, Ana gibt einen Zwischenstand über das Handy durch: „Die Spendenaktion läuft bis jetzt sehr gut, wir sind immer ziemlich gleichauf mit unserer Kilometerzahl. Im Moment sind wir bei ungefähr 5183 Kilometern mit 5781 Euro.“ Eben hatten sie für zwei Wochen die Räder in Tiflis abgestellt und Kraft getankt. Aber nun geht die Reise weiter: „Jetzt stehen für uns erstmal Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan an. Das sind alles Länder, bei denen wir erstmal nachschlagen mussten, wo diese überhaupt auf der Landkarte liegen.“

Vor ihnen liegen also noch viele Kilometer und hinter ihnen bereits viele tolle Eindrücke und Begegnungen. Die ehemalige Studentin der Hochschule Coburg findet es gerade für kreative Berufe wichtig, den Horizont zu erweitern: „Es ist immer inspirierend auf Reisen zu gehen, um zu merken, dass man oft in seinem Kämmerchen sitzt und dabei die große weite Welt vergisst. Besonders andere Lebensweisen und Kulturen helfen immer wieder „out of the Box“ zu denken und viele Eindrücke mitzunehmen.“

Gastfreundschaft und Durchhänger

Was die Schwestern bislang am meisten beeindruckt hat, können sie nur schwer beantworten, jedoch waren bisher alle Begegnungen von großer Gastfreundschaft geprägt: „Ohne zu wissen woher wir sind, warum wir das machen oder wer wir eigentlich sind, bricht in jedem Land ein kleiner Wettkampf der Gastfreundschaft aus. Ob es ein Tankstellenwart in der Türkei ist, der uns mit dem Roller hinterherfährt, um uns auf eine Tasse Tee einzuladen, eine Großfamilie in Kroatien, die nachmittags die besten Kekse aus der Küche holt, oder ein kleiner Junge in Georgien, der uns für eine Nacht zu sich nach Hause einlädt, um mit ihm abends noch Fußball im Dorf zu spielen.“

Regen, Berge oder Unterzucker sorgen zwischendurch für so manchen Durchhänger der sonst so positiven Radlerinnen. Dennoch können sie sich immer wieder motivieren, weiterzumachen: „Wir freuen uns über jeden gespendeten Euro. Jede Spende, ob groß oder klein, kann Menschenleben im Mittelmeer retten und motiviert uns auch immer weiter Richtung Osten zu strampeln!“  Sie sind gespannt auf die nächsten Stationen und freuen sich auf: „… ein Überraschungspaket aus Kultur, Landschaft und Menschen. Aber genau aus diesem Grund sitzen wir auf unseren Drahteseln.“

Eindrücke der abenteuerlichen Reise kann man in den sozialen Netzwerken verfolgen. Die Aktion können Sie auf Instagram und Facebook live mitverfolgen und natürlich unterstützen.