10. August '22
Kirchenburgen im rumänischen Siebenbürgen sind Zeugnisse langjähriger deutscher Kulturgeschichte im Südosten Europas – spannend für die Studierenden des Studienganges Digitale Denkmaltechnologien (DDT), die auf der Kirchenburg Trappold eine Sommerschule besuchten.
Die siebenbürgisch-sächsische Kirchenburg von Trappold (Apold) ist eine von über 160 Kirchenburgen in Rumänien. Seit sieben von ihnen in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurden, ist dieser Teil der rumänischen Kulturlandschaft verstärkt ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit gerückt. Dennoch ist eine Vielzahl dieser Bauten akut in ihrem Bestand bedroht. Bedingt durch die Auswanderung der Siebenbürger Sachsen, die in mehreren Wellen erfolgte, verloren die Kirchenburgen ihre Funktion als soziales und religiöses Zentrum der Gemeinden, Dörfer und Regionen.
Studierende des Master-Studienganges Digitale Denkmaltechnologien (DDT) reisten von Mitte bis Ende Juli nach Trappold. Gemeinsam mit Absolventinnen der Fakultäten Architektur der Universitäten von Alba Iulja, Bukarest und Temeswar bearbeiteten sie die Themenfelder in verschiedenen Arbeitsgruppen. Wesentliche Ziele der Sommerschule waren, die Kirchenburgen in ihrem historischen und soziologischen Bezug kennenzulernen, baugeschichtliche Hintergründe und traditionelle Bautechniken zu erforschen, verschiedene Bauaufnahmetechniken in der Praxis zu erproben und Zukunftsszenarien für die Nutzung der Kirchenburgen zu entwickeln.
In der Kombination verschiedener Techniken und Geräte wie dem 3D-Laserscanner P40, dem GeoSlam und der Leica Totalstation (Tachymetrie) wurden detaillierte und umfangreiche digitale Modelle sowohl von der Kirche als auch von der Wehranlage und den Funktionsgebäuden erzeugt, in ein allgemeines Messnetz überführt und in ihrer Lage und Position orientiert. Damit besteht für die Zukunft eine präzise Basis für Bestands- und Bauphasenpläne. Mit Hilfe der Photogrammetrie und dem Structure-from-Motion (SfM) konnten exakte Bildreproduktionen der mittelalterlichen Fresken in der Kirche angefertigt werden – eine Aufgabe, welche die Studierenden mit besonderer Begeisterung angingen. Eine andere Arbeitsgruppe wertete umfangreiche Akten, Pläne und Daten aus und erarbeitete einen Bauphasenplan in der zeitlichen Abfolge der Entstehungsgeschichte. Eine weitere Gruppe widmete sich der Gefügeforschung und Statik des Daches im Speicherhaus.
Besucher:innen aus dem Dorf und der Region wurden die Ergebnisse in einem Workshop präsentiert, außerdem lud die Stiftung Kirchenburgen zu einer Fachexkursion zu den Kirchenburgen Wurmloch, Reichesdorf, Groß-Schenk und Hundertbücheln ein. Die Sommerschule wurde mit weiteren Workshops fortgesetzt. Geleitet wurden diese von Henriette Lemnitz (Steinrestauratorin), Lorand Kiss (Restaurator Wandmalerei und Putzfassung) sowie Sebastian Bethge (Zimmerer). Die Entwicklung von Nutzungsperspektiven für das Kirchenburg-Ensemble bildete einen weiteren wichtigen Schwerpunkt. Die Ergebnisse der Sommerschule sollen abschließend in einem Band publiziert werden.
Organisiert und begleitet wurde die Sommerschule von den Studierenden Sebastian Bethge, Magdalena Menzinger des berufsbegleitenden Masterstudiengang Schutz Europäischer Kulturgüter an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) sowie von Mitgliedern des rumänischen Vereins CasApold, welcher sich besonders dem Erhalt der Kirchenburg Trappold verpflichtet fühlt, als auch von Lehrenden und Dozenten des Studienganges DDT von der Fakultät Design der Hochschule Coburg wie Gerhard Gresik, Prof. Dr. Olaf Huth, Prof. Dr. Matthias Jagfeld, Corinna Puiu, Lehrbeauftragte aus dem Studiengang Architektur sowie von Daniel Tellmann von der Polytechnischen Universität Temeswar.
Finanziell, organisatorisch und auch mit Gerätschaften wurde die Sommerschule maßgeblich unterstützt von der BKM Kultur & Medien, dem Verein CasApold, der HAW Coburg, dem KDWT der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Polytechnischen Universität Temeswar, der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) sowie der Stiftung Kirchenburgen.