22. Dezember '23
von Natalie Schalk
Wie Menschen zum Beispiel mit Stress umgehen, wird in der Wissenschaft „Coping“ genannt. Im Forschungsprojekt „AI4Coping“ der Hochschule Coburg geht es darum, zu untersuchen, ob und gegebenenfalls wie Stress mithilfe der Methoden Künstlicher Intelligenz (KI) besser zu bewältigen ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unterschiedlicher Expertise werden in den kommenden drei Jahren interdisziplinär an diesem Thema arbeiten. Das Projekt wird mit knapp 715.000 Euro aus dem Bayerischen Förderprogramm für angewandte Forschung und Entwicklung gefördert.
In einer Welt, die sich ständig und rapide verändert, ist die Bewältigung von Stress zu einer zentralen Herausforderung geworden. Insbesondere seit der COVID-19-Pandemie hat die Stressbelastung der Bevölkerung – und damit einhergehend auch die Häufigkeit psychischer Erkrankungen – zugenommen. Coping ist eine Bewältigungsstrategie, die Abkürzung AI steht im englischen für „artificial intelligence“ und entspricht im Deutschen KI, also Künstlicher Intelligenz. Daraus setzt sich der Name des Verbundforschungsprojektes „AI4Coping“ zusammen. Es zielt darauf ab, durch den Einsatz von KI effiziente Stressbewältigungsansätze zu generieren und somit dazu beizutragen, die Resilienz und Gesundheit der Menschen zu verbessern.
Das interdisziplinäre Team des AI4Coping-Projekts wird dabei unter Verwendung modernster Technologien wie Virtueller Realität, Sprachmodellierung und maschinellem Lernen verschiedene Aspekte der Stressbewältigung in den Fokus nehmen. Die Forschergruppe besteht aus neun Professorinnen und Professoren der Hochschule Coburg mit Expertise in den Bereichen Informatik, Gesundheitsförderung und Prävention, Neurowissenschaften, Bioanalytik, Betriebswirtschaftslehre und Sozialer Arbeit. Sie wollen zum Beispiel ein virtuelles Stressbewältigungstraining für Studierende mit Prüfungsangst entwickeln, Menschen mit Bewegungseinschränkungen sollen einen Waldspaziergang virtuell durchführen können und ein virtuelles Hygienetraining zur Minderung von Ansteckungsängsten soll entwickelt werden. Dabei wird der Nutzen der virtuellen Unterstützung durch Messung der Stressreaktion und Selbstregulationskompetenz bewertet und laufend verbessert. In einem weiteren Teilprojekt werden die individuelle und gesellschaftliche Akzeptanz der verantwortungsvollen Nutzung von KI in der Gesundheitsförderung erforscht und ethische Aspekte diskutiert.
„Durch den Einsatz von KI und modernster Technik können maßgeschneiderte Stressbewältigungsstrategien entwickelt werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen zugeschnitten sind“, sagt Prof. Dr. Karin Meißner, Sprecherin des Verbundforschungsprojekts. „KI-Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie kontinuierliches Feedback geben und ihre Empfehlungen in Echtzeit anpassen können. Dies ermöglicht eine höchst individuelle Vermittlung von Stressbewältigungs-Strategien, die in virtuellen Umgebungen eingeübt werden können. Mit Hilfe der so erlernten Fähigkeiten können die Nutzer:innen konkrete Alltagssituationen besser bewältigen.“
Ein zentrales Ziel des AI4Coping-Projekts ist die Integration der Forschungsergebnisse in eine Toolbox für digitale Stressbewältigungsstrategien. Diese Toolbox ist individuell anpassbar und lässt sich auf weitere Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern und Situationen übertragen, was eine breite Anwendbarkeit und langfristige Nutzung der Forschungsergebnisse ermöglicht.
Das AI4Coping-Projekt ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer effizienten und leicht zugänglichen Stressbewältigung. Durch die Verknüpfung modernster Technologien mit interdisziplinärer Expertise will es neue Maßstäbe für Prävention und Gesundheitsförderung setzen. Die technologischen Entwicklungen, die aus dem AI4Coping-Projekt hervorgehen, geben innovative Antworten auf aktuelle Herausforderungen in der Stressbewältigung. Sie bieten die Grundlage für zukünftige Forschungs- und Praxisprojekte und stärken das Profil der Hochschule Coburg in Richtung Gesundheit und KI. Die Zusammenarbeit mit regionalen Praxis- und Wissenschaftspartnerinnen und -partnern wird während der dreijährigen Projektdauer vertieft und ausgebaut, um den Weg für nachhaltige Innovationen sowie Firmengründungen in Oberfranken zu ebnen.
Hier geht’s zum Beitrag von TV Oberfranken über das Projekt.
Für weitere Informationen zum AI4Coping-Projekt oder Anfragen steht Ihnen Prof. Dr. Karin Meißner gerne zur Verfügung: per Mail an karin.meissner@hs-coburg.de oder telefonisch unter 09561 317-8030.