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12. Februar '21

Die Hochschule Coburg analysiert, wie es in der Europäischen Metropolregion Nürnberg um die kulturelle Bildung steht. Coburg ist dabei Modellstandort: Hier zeigt sich, wie Corona den Kulturbetrieb lahmlegt. Das könnte auch eine Chance sein.

Eine Gesellschaft ohne Kultur verliert den Zusammenhalt und ist leichter empfänglich für extreme Positionen. Totalitäre Regimes überall auf der Welt wissen das; sie zerstören unliebsame Werke und versuchen, die Kunst zu kontrollieren. Aber offene Gesellschaften brauchen die Kunst und ihre Vermittlung – schon immer. „Kulturelle Bildung fördert Innovationskraft, Kreativität, Verantwortungs- und Reflektionsfähigkeit“, sagt Prof. Dr. Michael Heinrich. „Das sind Gegenpole zu Homogenisierung und Effizienzmaximierung und gleichzeitig Schlüsselkompetenzen auch für wirtschaftlichen Erfolg.“ Heinrich ist Studiendekan an der Fakultät Design der Hochschule Coburg und Sprecher des Forums Kultur der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN), und er hat die Verbindung zwischen diesen beiden Institutionen hergestellt: Das Forum Kultur der EMN möchte herausfinden, wie es um die kulturelle Bildung bestellt ist und welche Perspektiven und Entwicklungspotenziale es aktuell gibt. Unter Heinrichs Leitung wird dazu eine wissenschaftliche Studie am Modellstandort Coburg durchgeführt.

Coburg als Modellstandort der Metropolregion

„Coburg ist ein ideales Testfeld“, erklärt Heinrich. „Eine mittlere Stadt, nicht sehr groß, aber als einstige Hauptstadt des Herzogtums mit vielen kulturellen Einrichtungen gesegnet.“ Im vergangenen Jahr wurden mehrere Dutzend Akteure und Vertreter der Zielgruppen für kulturelle Bildung befragt: von Politikern und dem behördlichen Kulturmanagement über Institutionen, Künstler, Kulturschaffende und Kulturwirtschaft, Wirtschaftsverbände und Kulturförderer aus den Unternehmen bis hin zu Kulturdidaktik, Bildungseinrichtungen und allen Schultypen.

Ob die Veste Coburg oder das Naturkundemuseum, Kunstverein, Volkshochschule, Musikschule oder vergleichbare Akteure in anderen Städten der Metropolregion: Interessant ist für alle die Frage, wie sie durch Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen Synergien nutzen können, wie Strukturen modifiziert und kulturelle Bildung politisch sichtbarer gemacht werden kann. „Kulturelle Bildung wird zwar von Politikern aller Parteien als wichtiges Instrument für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft dargestellt – nur in der Praxis, also beispielsweise in den schulischen Lehrplänen, spiegelt sich das nicht wieder.“ Es hängt vom Engagement einzelner Lehrkräfte ab, ist aber nicht auf institutionalisierte Weise verankert. Schwierig ist auch, verschiedene Bevölkerungsgruppen anzusprechen, denn die Interessen entwickeln sich sehr dynamisch. „Beispielsweise verändert sich die Altersstruktur. Die bevorzugten Formate und der Grad der Interaktivität sind unterschiedlich. Sprache, Musik oder Bewegung? Welche Ausdrucksformen erreichen die Zielgruppen?“ Die so genannte Hochkultur kommt nicht bei der Mehrheit an. „Sie befindet sich in einer Krise.“ Und das schon vor Corona.

Zeit für eine Neuausrichtung

So sehr Kulturschaffende und Vermittler kultureller Bildung sich mühen, während der Pandemie präsent zu bleiben: Die persönliche Begegnung fehlt, der gemeinschaftsstiftende Austausch. Die Corona-Krise verstärkt die Krise der Kultur. „Wir haben viel“, sagt Heinrich, „aber wir würdigen es oft zu wenig. Jetzt wo es fehlt, merken wir, dass alle Formen gemeinschaftlicher Kultur ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft sind.“ Das kann eine Chance sein. Überprüft werden müsse, wie wichtig kulturelle Bildung für das soziale Leben ist, wie sie in den Zielgruppen ankommt und wo Reformierungsbedarf und Entwicklungspotenziale liegen. „Dann können wir die Krise als Chance für eine Neuausrichtung nutzen“, resümiert Heinrich.

Das interdisziplinäre Projekt wird unterstützt von Prof. Dr. Niko Kohls, Christina Röhrich und Monika Schnabel aus der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit und von CREAPOLIS, der Innovations- und Vernetzungsplattform der Hochschule. In einem zweiten Schritt werden jetzt weitere Akteure in der Metropolregion befragt.

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