28. Januar '22
Vor fast einem Vierteljahrhundert hat Professor Peter Raab den Studiengang Integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg aufgebaut und hier jede Menge ungewöhnliche Projekte umgesetzt. Jetzt ist er im Ruhestand. Eigentlich.
Professor Peter Raab und seine Studierenden verblüfften die Besucherinnen und Besucher einer Messe einmal damit, dass sie ihren Blutdruck in 3D-Druckdaten umwandelten. Der Herzschlag wurde gemessen und Schicht für Schicht in eine Schale umgesetzt. Raab liebt solche experimentellen Projekte – und davon gab es viele in den Jahren. Vor fast einem Vierteljahrhundert hat der heute 66-Jährige einen außergewöhnlichen Studiengang an der Hochschule Coburg mitaufgebaut: Der Bachelorstudiengang Integriertes Produktdesign verbindet die Gestaltung von Produkten mit Disziplinen wie Wirtschaft, Technik, Ökologie und sozialen Fragen und ist heute deutschlandweit bekannt.
Designtage und 3D-Druck
Raab ist seit dem Wintersemester im Ruhestand, lehrt aber noch als Dozent an der Fakultät Design der Hochschule. Die Studierenden sind ihm wichtig. „Sie haben immer im Mittelpunkt gestanden.“ Der Professor erzählt weiter von ungewöhnlichen 3D-Druck-Objekten aus Lebensmitteln und Porzellan. „So vor zehn, 15 Jahren haben wir mit der additiven Fertigung angefangen“. Es sind Beispiele für neue Technologien, Trends und Entwicklungen, mit denen Raab sich an der Hochschule immer wieder auseinandergesetzt hat. „Ich wollte etwas bewegen“, sagt er. Dabei hat er auch die Stadt mitgeprägt; unter anderem war Raab einer derjenigen, die die Coburger Designtage groß gemacht haben.
Die üblichen Wege der Designer wollte er nie gehen – auch deshalb schätzte er den Austausch mit den jungen Menschen besonders: „Es ist gut, jeden Tag mit neuen Leuten ästhetische Probleme zu diskutieren.“ Mit seinen Studierenden rief Raab zahlreiche Projekte ins Leben, er brachte Kooperationen mit der Industrie auf den Weg, stellte deutschlandweit aus, veranstaltete weltweit Workshops. „Thailand, China, Israel, Südafrika.“ Raab seufzt: „Ich hatte eine Einladung an die Uni in Tokio, wollte in Tansania an einem NGO-Projekt mitarbeiten – Corona hat meine Pläne vollkommen zerschlagen.“
Die Entdeckung der Langeweile
Aber er hat neue Pläne. Lehrtätigkeit, Aufträge als Designer. Und ein großes Projekt, das er seit der Kindheit nicht mehr hinbekommen hat: Peter Raab sucht Langeweile. „Wenn man Langeweile hat, dann hat man alles abgestreift, was einen bindet.“ Er lacht: „Dann kann man doch richtig loslegen!“