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23. Oktober '15

Die Zukunft – wie gerne würden wir sie voraussagen können. Wir lesen Horoskope, beschäftigen uns mit Prognosen und spekulieren über die Technik von morgen. Das Institut für Sensor und Aktortechnik (ISAT) der Hochschule Coburg arbeitet an der künftigen Technik. Institutsleiter Prof. Dr. Gerhard Lindner gibt Einblicke in das, was möglich ist.
Das Internet der Dinge. Es ist gerade in aller Munde. In Zukunft sollen nicht mehr nur Menschen miteinander kommunizieren, sondern auch Gegenstände. Die Car to Car Communication ist das beste Beispiel. Ein Auto gerät in einen Unfall und meldet den folgenden Fahrzeugen, dass sie bremsen sollen. Oder: Zwei Autos nähern sich in einer Kurve und können das schon vor dem Sichtkontakt der Fahrer erkennen.
Die Möglichkeiten sind scheinbar grenzenlos und auch in Coburg forscht man an ihrer Weiterentwicklung. Genauer – im Institut für Sensor und Aktortechnik der Hochschule Coburg.
„Sensoren und Mikroaktoren sind das Herz des Internets der Dinge“, erklärt Institutsleiter Prof. Dr. Gerhard Lindner. Sie kommunizieren drahtlos miteinander, vernetzen Gegenstände, geben Informationen weiter oder nehmen sie auf. Am ISAT haben sich die Forscher auf berührungsempfindliche Oberflächen spezialisiert. So arbeiten sie zum Beispiel an einer Badfliese, die erkennt, ob jemand auf dem nassen Boden gestürzt ist und dann ein Alarmsystem in Bewegung setzt.
„Die Zahl der Sensoren verdoppelt sich alle fünf Jahre. 2020 wird es über 50 Milliarden Sensoren geben“, sagt Lindner. Einmal im Jahr laden die Coburger Wissenschaftler deshalb Gäste aus der ganzen Welt ein. Beim internationalen Workshop des ISAT kommen Forscher aus Polen, Israel, der Türkei, den Niederlanden, England oder Italien zusammen. Sie tauschen sich über ihre Arbeit aus, bilden gemeinsame Arbeitsgruppen und vernetzen sich mit der Wirtschaft. Weil der Anteil der internationalen Gäste so hoch ist, fördert auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG die Veranstaltung. In diesem Jahr war u.a. der japanische Erfinder des Ultraschallmotors Prof. Dr. Minoru Kurosawa zu Gast. Dank ihm gibt es den lautlosen Zoom in vielen Digitalkameras.
Mit Biosensoren dagegen beschäftigen sich die Rumänin Prof. Dr. Camelia Bala von der Universität Bukarest und Dr: Kerstin Länge vom Karlsruher Institut für Technologie. Mit beiden tauscht sich das ISAT über sog. molekularbiologische Diagnostik aus. „In Zukunft könnte ein Tropen Blut reichen, um Krankheiten festzustellen“, erläutert Prof. Lindner. Und zwar mithilfe eines kleinen Glaschips. Der erkennt – ähnlich wie bei einem Zuckertest – ob bestimmte Markierungsmoleküle für Krankheiten vorhanden sind. „Bei unserem Workshop setzen wir uns bewusst mit der ganzen Vielfalt der Sensoren und Aktoren auseinander. So entstehen neue Ansätze für Forscher, die eine bestimmte Entwicklung für ihr Gebiet vielleicht gar nicht auf dem Schirm gehabt hätten“, erklärt Lindner.
Für das Internet der Dinge sieht der habilitierte Physiker über den Hype hinaus gute Chancen sich durchzusetzen. „Vor allem die Verbraucher werden gerade stark für das Thema sensibilisiert.“ Und die Technik ist schon angekommen. Intelligente Fußböden, die das Licht einschalten sobald jemand auftritt, unsichtbare Sicherheitstechnik, die Laser und Co. überflüssig machen und natürlich unsere Smartphones, die immer stärker in unseren Alltag integriert werden. Lindners Mitarbeiter können aus dem privaten Umfeld schon von vielen Neuerungen berichten. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zukunft zur Gegenwart wird.

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