16. Juli '19
Die Ausbildung von Hebammen soll künftig mit einem Studium verbunden werden. Das sieht eine Richtlinie der Europäischen Union vor, die mit einem Gesetz umgesetzt wird, das der deutsche Bundestag aktuell berät. Die Hochschule Coburg bewirbt sich darum, einen der für Bayern geplanten Studiengänge einrichten zu können.
Bislang werden Hebammen in Deutschland drei Jahre lang an Hebammenschulen ausgebildet. Künftig sollen sie ein duales Studium absolvieren. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn legte dem Bundeskabinett im Mai dieses Jahres einen Gesetzentwurf zur künftigen Ausgestaltung der Hebammenausbildung vor. Danach sollen Geburtshelfer*innen ein duales Studium mit einem hohen Praxisanteil im Umfang von sechs bis acht Semester absolvieren. Für die Einrichtung entsprechender Studiengänge sind die Bundesländer zuständig. In Bayern wird derzeit diskutiert, an welchen Hochschulen die geplanten sieben bis acht neuen Studiengänge für Hebammenkunde entstehen sollen. Als Standorte stehen bereits die Katholische Stiftungshochschule München sowie die Hochschulen Regensburg und Landshut fest. Bis Herbst soll entschieden werden, welche weiteren Hochschulen hinzukommen.
Die Hochschule Coburg hat ein starkes Interesse daran bekundet, einer der Standorte für einen dualen Studiengang Hebammenwesen in Bayern zu werden. „Wir verfügen über umfangreiche Kompetenzen im Bereich der Gesundheitswissenschaft. Ein solcher Studiengang würde sehr gut in unser Zukunftscluster ‚Gesund leben‘ passen“, betont Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Christiane Fritze.
Vorreiterin in der Gesundheitsförderung
Die Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit Prof. Dr. Nicole Hegel ergänzt: „Die Hochschule Coburg versteht sich als Vorreiterin in der Gesundheitsförderung. Wir verbinden verschiedene Fachdisziplinen miteinander und nehmen sowohl die Gesundheitsvorsorge als auch die Gesundheit der Menschen in den Pflegeberufen in den Blick. Unsere Erfahrungen in der Salutogenese können wir bei der akademischen Ausbildung von Hebammen und Pflegekräften in die Waagschale werfen.“ Die Hochschule Coburg plant die Gründung einer neuen Fakultät „Gesundheit und Gesellschaft“, in die der duale Studiengang Hebammenwesen eingebunden werden kann. Mittelfristig wäre es zudem möglich, hier auch einen Studiengang Pflegewissenschaften aufzubauen.
Flächendeckende Versorgung erforderlich
Unterstützung für ihre Pläne bekommt die Hochschule Coburg sowohl aus der Politik als auch aus der Wirtschaft. Der Coburger Landtagsabgeordnete Martin Mittag und seine Bundestagskollegin Emmi Zeulner machen sich für eine flächendeckende Versorgung mit Hebammen und Pflegekräften stark. „Um das zu erreichen, brauchen wir in Oberfranken auch ein entsprechendes Studienplatzangebot“, betont Martin Mittag. Und er hebt die Kompetenzen der Hochschule Coburg sowohl in den Gesundheitswissenschaften als auch im praxisorientierten Studium hervor. Coburgs IHK-Präsident Friedrich Herdan sieht in der Region einen Bedarf an akademisch ausgebildeten Gesundheitsfachkräften und er hebt hervor: „Das stärkt die Lebensqualität der Menschen in Oberfranken.“
Zur Vorbereitung einer neuen „Gesundheitsfakultät“ will die Hochschule Coburg in Vorleistung gehen und zunächst ohne weitere staatliche Mittel die Stelle eines Clustermanagers/ einer Clustermanagerin für das Zukunftscluster „Gesund leben“ schaffen. So soll die Einrichtung entsprechender Studiengänge vorbereitet und für die Vernetzung mit allen Gesundheitsakteuren in der Region gesorgt werden. Der neue Studiengang Hebammenwesen könnte im Wintersemester 2021/22 starten.