20. Juli '17
Teuschnitz will seinen Tourismus ankurbeln. Die 2000-Seelen-Gemeinde wünscht sich mehr Übernachtungsgäste, die auch regelmäßig wiederkommen. Studierende der Integrativen Gesundheitsförderung haben dafür ein Konzept erarbeitet.
Ein langer grüner Stängel, daran ein gelber Blütenkopf mit kleinen, lanzenförmigen Blättern: Die Arnika ist das Wahrzeichen von Teuschnitz. Die Stadt im Landkreis Kronach hat vor zwei Jahren sogar einen Arnikaverein gegründet, der sich den Schutz der Pflanze zur Aufgabe gemacht hat. An Ideen und Angeboten mangelt es den Teuschnitzern nicht. Es gibt eine Arnikaakademie, ein Arnika-Café und vor einem Jahr hat die Stadt einen riesigen Kräuterlehr- und Schaugarten eröffnet.
„Viele Gäste kommen für einen Tag nach Teuschnitz“, sagt Netzwerkmanager Oliver Plewa. „Wir wollen aber, dass sie länger bleiben.“ Deshalb hat sich die Stadt an die Hochschule Coburg gewendet. „Wir kommen mit unseren Ideen manchmal an einen Punkt, wo wir einen Blick von außen brauchen“, erklärt Plewa. Mit Tourismusexpertin Prof. Dr. Pamela Heise aus dem Studiengang Integrative Gesundheitsförderung hat er die richtige Ansprechpartnerin gefunden. Unter ihrer Betreuung haben Studierende des 6. Semesters Ideen und eine Budgetplanung erarbeitet. „Es waren an die 750 Stunden, die wir investiert haben“, berichtet Studentin Ute Steinthaler. Dazu gehören Recherche, Vor-Ort-Besuche in Teuschnitz, Abstimmungen mit dem Auftraggeber, Konzeptentwicklung und Kalkulationen.
Zwei Schwerpunkte haben die Studierenden bearbeitet: die Entwicklung eines alle Sinne ansprechenden Erlebnispfades sowie Aufbau und inhaltliche Ausgestaltung der Naturmanufaktur Teuschnitz. Ersterer soll die bestehenden Wanderwege in der Gegend attraktiver machen. Die Wanderer können unterschiedliche Stationen auf ihrem Weg finden, die ihnen Entspannung bieten und Wissen über Teuschnitz und seine Heilpflanze vermitteln. Student Daniel Bänsch zeigt die Vorteile auf: „Die Tafeln rund um den Wanderweg sind ganzjährig zugänglich und könnten gleichzeitig Werbeplattform für regionale Betriebe sein.“ Als Zielgruppe sehen die Studierenden vor allem Familien mit Kindern, Paare und Schulklassen.
Zum Aufbau der Naturmanufaktur hat sich die zweite Gruppe Gedanken gemacht. Die Studierenden haben sich überlegt, welche Seminare und Aktivitäten die Stadt in der Manufaktur anbieten könnte. Entstanden ist ein Modell, das sich an die unterschiedlichen Jahreszeiten anpasst. Da gibt es zum Beispiel den „Frisch in den Frühling-Tag“. Für 95 Euro könnten die Besucher einen Tag in der Manufaktur verbringen mit einem Seminar zur basischen Ernährung, einem Mittagessen im Arnika-Café, einer Detox-Walking-Runde mit Entspannungsübungen und Fußbad sowie einen abschließenden Basen-Kochkurs. Angesprochen fühlen sollen sich vor allem die sogenannten LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability), also Menschen, die einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil befürworten. Um sie zu erreichen, darin sind sich die Teuschnitzer schnell einig, müssen sie ihr Einzugsgebiet erweitern: Warum nicht auch in den Großstädten dafür werben? In entsprechenden Magazinen oder an den passenden Orten, z.B. im Bio-Supermarkt, könnte man die geeignete Zielgruppe ansprechen.
Eines ist nach der Präsentation der Studierenden klar. Auf die Stadt kommen Kosten zu, wenn sie die Ideen umsetzen wollen. Dies haben die Studierenden in konservativ-professionellen Kalkulationen nachgewiesen. Orientiert haben sie sich dabei an marktüblichen Preisen und an einem für Teuschnitz realistischen Preisrahmen.
„Praxisnah auszubilden ist uns wichtig“, betont Pamela Heise. „Diese Zahlen sind kein Bauchgefühl, sondern durch Marktanalysen belegt. Und genau dies zeichnet den Studiengang IGF aus, dass wir unsere Konzeptionen auch auf Wirtschaftlichkeit hin prüfen.“
Bei Klaus Schaumberger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten springt der Funke über. „Vom Bauchgefühl kommt es mir aber ein bisschen günstig vor.“ Auch Bürgermeisterin Weber drängt noch einmal auf die Kostenfrage: „Wir haben schon ganz ähnliche Ideen verfolgt. Gescheitert ist es letztendlich immer am Finanziellen.“ Die Studierenden regen an, die Module für die Manufaktur flexibel zu gestalten. Man könnte das Ganze auch für Schülergruppen anbieten und so eine größere Zahl von Besuchern erreichen. „Mir gefällt das Jahreszeiten-Modell sehr gut!“, sagt Oliver Plewa. „Das passt zu den Überlegungen, die wir angestellt haben.“
Ob die Ideen in Teuschnitz umgesetzt werden, interessiert natürlich auch die Studierenden. Bürgermeisterin Weber hat sie deshalb zu den Erlebnistagen in der Arnika Akademie eingeladen. Dort können sie sich auch mit den Stadträten noch einmal austauschen.