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28. März '24

Wie können Dorf­läden zu einem (Einkaufs-)Modell der Zukunft gestaltet werden? Diese Frage hat die Bürgergemeinschaft Dorf­laden Marktgraitz als Projektvorschlag für das Innovationsfestival Impact‘24 der Hochschule Coburg eingereicht. Das Thema wurde ausgewählt, von Studierenden mit Unter­stützung durch Lerncoaches innerhalb der Projektwoche bearbeitetet und präsentiert. Und es wirkt in die Zukunft.

Beim „IMPACT’24 – Innovations- und Lernfestival“ der Hochschule Coburg hatten Studierende auch dieses Jahr wieder die Gelegenheit, ihr Fach- und Methodenwissen praktisch anzuwenden und zu vertiefen. Dabei stellen sie ihren kreativen Geist zur Verfügung, um Ideen für die Region zu entwickeln. Eines der Projekte kam aus Marktgraitz: In den leerste­hen­den Verkaufsflächen einer ehemaligen Bäcke­­rei in der Ortsmitte wünscht sich die Bürgergemeinschaft einen Dorfladen, um die Nahversorgung sicherzustellen und das Dorfleben attraktiver zu gestalten. Nach Coro­na-be­dingter Zwangspause soll das Projekt mit den Ideen der Coburger Studierenden wieder an Fahrt gewinnen.

Ein Studierenden-Team und zwei Coaches

Ein Projektteam Studierender der Sozialen Arbeit und des Bau­inge­nieurwesens be­schäf­­tig­te sich mit dieser Aufgabe. Begleitet wurden sie dabei von zwei Lerncoaches: Janine Koch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Coburg im Projekt Entrepreneurship Track for Regional Impact on Global Challenges ERIC, kommt aus der Praxis und setzt mit ihren Projektkolle­ginnen und -kollegen verstärkt auf praktische Lehr-Lern-Formate in Koope­ration mit externen Partnern. Bernd Kleim gehört zu den Seniorexperts, Fachkräften, die bereits im Ruhestand sind oder kurz davorstehen und die Hochschule auf Basis ihrer beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse unterstützen.

Koch berichtet, dass zu Beginn eine Ex­kur­sion nach Markt­graitz auf der Agenda stand, um sich einen Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort zu verschaffen und die Projektgeber befragen zu können. „Auch eine Besichtigung des Dorfladens der Nachbargemeinde Marktzeuln inklusive Erfahrungsaustausch mit dem dortigen Geschäfts­füh­rer gehörte dazu. Die kommenden drei Tage wurden dann intensiv genutzt, um sich immer wieder im Team neu zu organisieren, sich Stück für Stück metho­disch vorzutasten und Inhalte reifen zu lassen“, sagt Koch. Kleim ergänzt: „Dem Konzept Design Thinking folgend, sam­melte unsere Gruppe zunächst eigene Ideen und bewer­tete diese im Team.“ Entstanden sei dabei ein bunter Blu­menstrauß an Ideen. „Dieser wurde im nächsten Schritt einem ersten Praxistest unterzogen.“

Identifikation mit dem Thema

„Mit Hilfe eines gemeinsam vorbereiteten Inter­viewleitfadens befragten unsere Studie­renden einen Tag lang Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde nach ihren Meinungen und eigenen Ideen“, sagt Kleim. Dabei wur­den anfängliche Bedenken, wie ‚Sind unsere Ideen vielleicht unrealistisch?‘ oder ‚Traue ich mir zu, ein Gespräch mit fremden Leuten zu führen?‘, Stück für Stück ausgeräumt. „Die Begeisterung der Gruppe war zunehmend spürbar. Wir haben beobachtet, wie die Identifikation der Studieren­den mit dem The­ma mit jedem Teilerfolg stieg und unsere Gruppe zunehmend das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Potenziale des Teams gewann, um am letzten Tag ihre Ideen selbst­sicher zu präsentieren und zu vertreten.“ Eine Studen­tin aus dem Team berichtete danach: „Dorfläden und Regiona­lität interessieren mich und ich konnte wertvolle Einblicke gewinnen.“ Sie könne sich „das auch als Arbeitsfeld durchaus gut vorstellen.“

Die Zukunft des Dorfladens

Auch die Projektgebenden waren sehr angetan. Christine Seemüller-Kohles von der Bürgerge­meinschaft Dorfladen Marktgraitz erklärt: „Die Durchführung der Interviews durch die Studierenden wurde hoch gelobt.“ Als „sehr angenehm“ wurden die Interviews demnach wahrgenommen. „Die Ge­frag­­­ten hatten Freude daran und sehen es als gute Grundlage für die Weiterentwicklung des Dorf­la­dens.“ Und was kam dabei heraus? Die Studierenden waren sich nach den Befragungen einig darin, dass Dorfläden als Geschäftsmodell nur dann zukunfts­fähig sind, wenn Konzepte des sozialen Austauschs im Vordergrund stehen. Der Fokus liegt deshalb auf innovativen Ideen für den Dorfladen als sozialen Treffpunkt für Klein und Groß. Damit hatten die Studierenden den Wandel der Ge­sell­schaft hin zu einer generationengerechten, ökologisch-sozialen Wirtschafts- und Le­bens­wei­se im Sinne der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele im Blick. Der Fokus lag insbesondere auf dem Ziel „Nachhaltige Gestaltung von Städten und Gemeinden“. Vor Ort in Marktgraitz kam das gut an. Die Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise wurden bereits intensiv disku­tiert. Der Erste Bürgermeister Jochen Partheymüller erklärte, er würde sich freuen, wenn die Studie­ren­den das Geschehen weiter begleiten und machte gleich ein konkretes Angebot. „Gerne würden wir Sie einladen, die Präsentation im Gemeinderat vorzustellen.“

Podcast

Wie technische und soziale Inno­va­tionen Hand in Hand gehen kön­nen, war zuletzt Gegen­stand einer Podiumsdiskussion mit Gründerteams – zum Nachhören als Podcast: „Technische und soziale Innovationen – (k)ein Widerspruch?“

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