23. September '24
(Natalie Schalk)
Der Freistaat Bayern hat in Coburg auf dem ehemaligen Schlachthof- und Güterbahnhofsareal einen HTAplus Modulbau für die KI-Forschung geschaffen. Hier ist jetzt das neue Institut „CRAI“ untergebracht: Dieses Coburg University Research Center for Responsible Artificial Intelligence bündelt die Forschung der Hochschule Coburg zu verantwortungsvoller künstlicher Intelligenz (KI). Jetzt wurde die Eröffnung gefeiert.
Im ersten Stock des neuen Forschungsgebäudes der Hochschule Coburg spaziert Minister Markus Blume durch einen Wald. Der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst blickt nach unten zu den Blättern unter seinen Schuhen, er geht ein paar Schritte in Richtung einer Lichtung, atmet den Duft der Bäume, lauscht Amseln und einem Zaunkönig. Dann nimmt er die VR-Brille ab und verlässt den virtuellen Wald. Die intelligente, interaktive Umgebung ist Teil eines der Labore, die in das neue KI-Forschungsgebäude der Hochschule Coburg eingezogen sind. Am Donnerstag, 19. September, wurde das CRAI im HTAplus Modulbau der Hochschule Coburg auf dem ehemaligen Schlachthof- und Güterbahnhofs-Areal offiziell eröffnet.
Wir forschen hier an KI, die transparent und erklärbar ist. Unser Schwerpunkt liegt deshalb auf ,Responsible AI‘, zu deutsch auf verantwortungsvoller KI.
Prof. Dr. Stefan Gast, Präsident Hochschule Coburg
Entwicklung von Wissenschaft und Wirtschaft zum Wohl der Gesellschaft
CRAI steht für Coburg University Research Center for Responsible Artificial Intelligence. Im neuen HTAplus Modulbau bündelt die Hochschule mit dem CRAI ihre bestehenden wie zukünftigen Forschungs-Aktivitäten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. „In der Begrifflichkeit wird eine Fokussierung bereits deutlich: „Wir forschen hier an KI, die transparent und erklärbar ist. Unser Schwerpunkt liegt deshalb auf ,Responsible AI‘, zu deutsch auf verantwortungsvoller KI“, sagte Hochschul-Präsident Prof. Dr. Stefan Gast bei der Eröffnung. Er dankte dem Freistaat Bayern und besonders dem Wissenschaftsminister herzlich, denn über die sogenannte „Beschleunigung der Maßnahmen der Hightech-Agenda Bayern“ werden hier über vier Millionen Euro in den Ausbau der KI-Forschung an der Hochschule Coburg investiert. Dies werde in Nordbayern maßgeblich dazu beitragen, Wissenschaft und Wirtschaft zum Wohl der Gesellschaft in diesem Bereich voranzubringen, sagte Gast. Minister Blume betonte: „Wir versprechen, wir bleiben weiter an der Seite dieser Hochschule und dieser Stadt, weil wir wissen: Hier ist das Geld gut angelegt.“
Innovatives Umfeld und Forschung auf internationalem Niveau
Der Präsident der Hochschule sprach von einer wirklich herausragenden Ausgangslage für Forschung auf internationalem Niveau und berichtete von viel Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das spiegelte sich auch im großen Interesse vor Ort: Etwa 150 geladene Gäste nahmen an der Eröffnung teil. Gast hob die Bedeutung des Innovationsdreiecks Coburg – Kronach – Lichtenfels hervor und würdigte die lebendige, innovative Nachbarschaft mit der HUK-COBURG, die nebenan ihre InnoVilla eingerichtet hat, sowie Zukunft.Coburg.Digital und dem CREAPOLIS Makerspace der Hochschule, die beide in der Alten Kühlhalle angesiedelt sind. „Während das CRAI als Forschungsgebäude dient, haben wir mit CREAPOLIS direkt gegenüber auch eine Anlaufstelle für die Gesellschaft. Es sind alle willkommen. Coburgs ehemaliges Schlachthof- und Güterbahnhofsareal füllt sich weiter mit Leben.
Für uns ist klar: Wir dienen nicht der Technik, die Technik muss den Menschen dienen!
Wissenschaftsminister Markus Blume
Bindeglied zwischen Forschung und Praxis
Präsident Gast und Minister Blume hoben dabei gleichermaßen die besondere Bedeutung des ethischen Ansatzes der Coburger Forschung hervor. „Was wäre KI ohne diesen Aspekt?“, fragte Gast. Mit Hilfe von KI werde zwar in kürzester Zeit Wissen generiert. „Aber für uns als Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist neben dem Ergebnis häufig auch entscheidend, transparent nachzuvollziehen zu können, wie die Ergebnisse zustande kommen.“ Blume betonte: „Wir schaffen ein wichtiges Bindeglied zwischen Forschung und Praxis, zwischen Technologie und Ethik. Für uns ist klar: Wir dienen nicht der Technik, die Technik muss den Menschen dienen! Deshalb gestalten wir Künstliche Intelligenz verantwortlich und auf der Grundlage unserer Werte.“ Gerade die Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben dem Minister zufolge dabei eine zentrale Rolle. „Sie bringen Wissen in die Anwendung, sie bringen die PS der Forschung auf die Straße!“
Zum Konzept der Modulbauten im Rahmen der Hightech Agenda Bayern sagte Blume: „Modulbau ist ein Zauberwort für ,wir können‘s‘ – und zwar schnell, günstig und funktional.“ In nur etwas mehr als einem Jahr wurde das Gebäude aus nachhaltigen Materialien und mit einer Photovoltaik-Fassade errichtet. Die Projektleitung lag beim Staatlichen Bauamt Bamberg und auch Bauamtsleiter Ulrich Delles dankte dem Ministerium sowie dem Landtag für die Bereitstellung der Mittel, der Baufirma sowie der Hochschule Coburg für die außerordentlich konstruktive Zusammenarbeit.
Dass beim Bau außerdem auf Nachhaltigkeit geachtet wurde, freut unter anderem Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. Auch er dankte dem Freistaat herzlich und wünschte der Hochschule einen guten Start im neuen Forschungs-Zuhause. In dem neuen HTAplus-Modulbau sind jetzt auf insgesamt 650 Quadratmeter Nutzfläche fünf Labore des CRAI untergebracht:
- Labor für Natural Language Processing
- Labor für Data Stream Mining
- Labor für KI-gestützte Qualitätssicherung
- Labor für KI-gestützte multimodale Mensch-Maschine-Interaktion
- Labor für erklärbare und verantwortungsvolle KI im Versicherungsbereich
Die KI-Forschung im CRAI ist interdisziplinär. Dem Institut gehören zehn Gründungsmitglieder an, von denen drei mit ihren Arbeitsgruppen in das neue Gebäude gezogen sind: Prof. Dr. Dieter Landes, Professor für Künstliche Intelligenz und Data Stream Mining, Prof. Dr. Jochen Leidner, Professor für erklärbare und verantwortungsvolle KI im Versicherungsbereich und Prof. Dr. Jens Grubert, Professor für Mensch-Maschine-Interaktion im Internet der Dinge. Mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeitenden werden fest insgesamt zwei Dutzend kluge Köpfe hier an den Themen der Zukunft arbeiten und sich und ihre Themen innerhalb und außerhalb der Hochschule vernetzen.
KI mit allen Sinnen erleben
Bei der Eröffnung bekamen die Gäste Einblick in Forschungsprojekte zur KI-gestützten Prävention von Cyberangriffen, sie erfuhren vom Coburger BiasScanner, mit dem Populismus und Manipulation in Online-Medien erkannt werden kann und konnten das außergewöhnliche interaktive Kino besuchen. Das CIVE (Coburg Intelligent Virtual Environment) dient verschiedenen Forschungsvorhaben, unter anderem geht es darum, wie Menschen mit Bewegungseinschränkungen einen Waldspaziergang erleben können. Und weil dabei mit Hilfe verschiedener Technologien alle Sinne einbezogen werden, sang bei der Eröffnung im ersten Stock des Modulbaus ein Zaunkönig, als Staatsminister Blume sich im virtuellen Wald über die KI-Forschung der Hochschule Coburg informierte.