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8. Februar '17

Prof. Dr. Julius Heinicke ist der Neue an Bord des Wissenschafts- und Kulturzentrum der Hochschule Coburg. Ab März wird der Kulturwissenschaftler den Studierenden zeigen, wie Theater und kulturelle Bildung ihnen im Berufsalltag aber auch im Leben nützlich sein können.
Professor Heinicke, müssen Aktivitäten, die der Allgemeinbildung dienen, heutzutage wirklich auf den Stundenplan?
Durch die Digitalisierung der Lebenswelt kann man sich medial vernetzen, ohne vor die eigene Haustür treten zu müssen. Theater, Vereine, der Stammtisch – all das spielt nicht mehr die Rolle, die es vor 20 bis 40 Jahren gespielt hat. Trotzdem sind diese sozialen Einrichtungen wichtig. Für die eigene Verortung und die eigene Reflexion. Dafür wollen wir die Studierenden wieder sensibilisieren.
Was bringt das dem Bauingenieur-Student im Berufsalltag?
Die Studierenden lernen, Strategien zu entwickeln, wie sie sich selbst und ihre Entscheidungen reflektieren können. Auf der anderen Seite bekommen sie für den Berufsalltag Wissen an die Hand. Wie geht man mit kulturellen Konflikten um? Sei es interkultureller Art oder sei es, dass sie Kollegen und Kolleginnen haben, die flexibler arbeiten müssen. Sie lernen Techniken anzuwenden, solche Spannungen auch erstmal zu ertragen und dann gemeinsame Lösungen zu finden.
Wie wollen Sie diese Fähigkeiten vermitteln?
Zum einen natürlich über theoretische Inhalte, um zu verstehen, was Kulturwissenschaft ist und was Diversität ist. Zum anderen werden wir Wahrnehmungstechniken üben: wie nehme ich meine Umwelt wahr, was beobachte ich? Da werden wir in die Stadt gehen, verschiedene kulturelle Räume beobachten. Dann gibt es natürlich gerade aus dem Bereich kulturelle Bildung viele Techniken, wie man einander begegnet, wie man Gespräche führt, wie man Konflikte angeht. Dazu kommen Techniken, wie man sich selber darstellen oder seine Rhetorik verbessern kann. In vielen Einstellungsverfahren gibt es heute ja Assessment-Center. Das werden wir üben und praktisch durchspielen.
Was haben die Studierenden persönlich davon?
In den letzten Jahren haben sich die Lebensumstände stark verändert. Es gibt Patchwork-familien, die Arbeitszeiten sind flexibler geworden. Man entscheidet sich nicht mehr für den einen Arbeitgeber, wo man sein ganzes Leben bleibt. Die Absolventinnen und Absolventen müssen und sollen sich international orientieren. All diese führt natürlich auch zu starken Verunsicherungen. Deshalb ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass man neben der fachlichen Expertise kulturelle Kompetenz entwickelt. Auf der einen Seite, um ein Bewusstsein zu haben, was für einen kulturellen Hintergrund man selber mitbringt. Auf der anderen Seite, um die Kulturen unserer Mitmenschen besser zu verstehen und auch die Unterschiede zu kennen.
Wie sind Sie eigentlich zur Kultur gekommen?
Mein Vater ist Pastor und wir lebten in einer sozialen Brennpunktgegend in Wuppertal. Meine Eltern haben damals schon immer versucht, verschiedene gesellschaftliche Gruppen miteinander ins Gespräch zu bringen. Ein Pastorenhaus ist da natürlich ein Anlaufpunkt. Wir hatten z.B. Freitagnachmittag eine Spielgruppe für Kinder aus dem ganzen Umfeld. Oder wir haben eine internationale Kochwoche gemacht. Es hat mich also schon immer interessiert, wie man unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zusammenbringt. Deshalb habe ich Kultur- und Theaterwissenschaften studiert.
Julius Heinicke lehrt im Projekt "Der Coburger Weg". Mehr Informationen zu seiner Person gibt es unter: www.hs-coburg.de/heinicke

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