13. November '20
Für ihre Masterarbeit im Studienfach Soziale Arbeit mit dem Titel: „Vom Wegschauen zum Hinschauen – Häusliche Gewalt von Frauen in intimen Paarbeziehungen“ erhält Angela Geißler den Kulturpreis Bayern der Bayernwerk AG in der Sparte Wissenschaft.
Die Verleihung findet – wie so Vieles in dieser Zeit – online statt. Das schmälert jedoch nicht die Freude von Angela Geißler, die zu Recht stolz auf ihre Leistung und über die Auszeichnung ist: „Allein die Idee meiner betreuenden Dozentin Prof. Claudia Lohrenscheit, mich für den Preis vorzuschlagen, hat mich überwältigt. Dementsprechend freue ich mich wahnsinnig über die Nachricht, dass ich diesen Preis tatsächlich bekomme.“ Während eine Fachjury die fünf Kunstpreisträgerinnen und -preisträger auswählt, benennen die staatlichen bayerischen Hochschulen und Universitäten ihre besten Absolventinnen und Absolventen sowie Doktorandinnen und Doktoranden. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst zeichnet darüber hinaus eine Künstlerin oder einen Künstler mit einem Sonderpreis aus.
Ein heikles Thema
Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit von der Hochschule Coburg lobt: „Die Arbeit ist im Masterstudiengang Soziale Arbeit entstanden und wurde von mir mit der Note 1,0 als eine Leistung bewertet, die in jeder Hinsicht als hervorragend gelten kann.“ Schließlich habe sich Geißler an ein Tabuthema herangewagt. Bei häuslicher Gewalt denken viele Menschen an Gewalt, die Männer an Frauen ausüben. Das liegt nach Ergebnissen der Autorin an Rollenvorstellungen, die von Kind auf erlernten werden. Deshalb wird häusliche Gewalt von Frauen an Männern in Paarbeziehungen als soziales Problem kaum wahrgenommen oder sogar bagatellisiert. In ihrer Masterarbeit nähert sie sich dem Phänomen an und entwickelt Handlungsansätze für Politik, Wissenschaft und Soziale Arbeit, die zu einer verbesserten Arbeit mit Frauen führen soll, die häusliche Gewalt in ihrer Partnerschaft ausüben.
„Ich wollte in meiner Arbeit genauer hinschauen und herausfinden, was für Veränderungen und Maßnahmen notwendig sind, damit auch Frauen, die häusliche Gewalt in ihrer Partnerschaft anwenden, ein adäquates Unterstützungsangebot durch die Soziale Arbeit in Anspruch nehmen können, um an ihrem Problem zu arbeiten“, beschreibt Geißler das Ziel ihrer Arbeit. Prof. Lohrenscheit sieht noch mehr Potential: „Angela Geißler liefert mit ihren Forschungsergebnissen relevante neue Erkenntnisse für den Fachdiskurs zum Thema häusliche Gewalt, was einer Promotion sehr nahekommt. In meinem Gutachten habe ich ihr die Promotion ausdrücklich empfohlen sowie auch die Publikation ihrer Forschungsergebnisse.“ So wird Geißler einen großen Teil des Preisgeldes in die Veröffentlichung der Masterarbeit investieren, wie sie berichtet: „Ende dieses Jahres wird meine Arbeit im Wissenschaftsverlag Tectum als Buch erscheinen. Der Rest des Geldes wird in meine Ausbildung zur Fachkraft für Täterarbeit bei häuslicher Gewalt fließen, die ich derzeit nebenberuflich mache.“