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8. August '24

Andreas T. Wolf

Was er da plant, klingt wie Science-Fiction, doch es könnte schon bald Realität werden: Der Entrepreneur Philipp Scheler, plant nicht weniger als den weltweiten Güterverkehr zu revolutionieren. Im Interview verrät der heutige Alumnus und den Mitbegründer von ecoro, wie ihn die Hochschule Coburg geprägt hat. Vor acht Jahren hat er hier sein Studium in Automotive Technologies and Management an der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik abgeschlossen.

Was macht das Unternehmen ecoro und wie wollen Sie die Welt verändern?
Philipp Scheler: Ecoro entwickelt ein geschlossenes Transportsystem, das einen CO2-neutralen und modularen Gütertransport ermöglicht. Die Kernkomponenten sind von uns entwickelte automatisierte Fahrzeuge zu möglichst günstigen Preisen. Auch die Fahrzeugkommunikation und die Steuerungssoftware entwickeln wir selbst.

Sie wollen also den Güterverkehr unter die Erde bringen?
Unser Geschäftsmodell ist ein Vier-Stufen-Plan, den wir bei jedem Projekt individuell anwenden. Zuerst führen wir mit Kunden Machbarkeitsstudien durch. Dann liefern wir ihnen die notwendige Technik, die in der großen Ausführung eine geschlossene Infrastruktur mit unserem Transportsystem im Inneren sein kann. Wir können aber auch mit einer deutlich abgespeckten Variante einzelne Punkt-zu-Punkt-Verbindungen oberirdisch auf privatem Gelände automatisieren, zum Beispiel auf dem Produktionsgelände eines Unternehmens. Kunden können beispielsweise Flughäfen, große Warenhäuser, Regierungen oder Unternehmen sein, die Ihre Frachtstrecke automatisieren wollen. Wir sprechen derzeit auch mit einer großen Bank. Gerade entwickeln wir unsere Technologie weiter Richtung B-Muster, was dann die ersten Serienkomponenten beinhalten wird.

Sie haben 2016 Ihr Studium in Automotive Technologies and Management mit einem Bachelor of Engineering abgeschlossen. Heute sind Sie Mitgründer und CMO eines Unternehmens. Wie kam es dazu?
Meine ersten größeren Schritte in selbstständige Projekte ging ich schon während meiner Studienzeit. Manche Alumni können sich vielleicht noch an die Studentenfeier Departure am Güterbahnhof erinnern. Ohne Genehmigungen, ohne Budget und ohne funktionierende Infrastruktur sagte man meinem Kollegen Lars Eggers und mir, dass wir aufhören sollen zu träumen. Eine Veranstaltung in dieser Form sei unmöglich. Drei Veranstaltungen mit über 4000 Besuchern später wissen wir es besser. Unmöglich gibt es bei mir nicht. Ich brauche große Aufgaben (lacht).

Haben Sie die Studienzeit zwischen 2012 und 2016 in guter Erinnerung?
Zu Beginn meines Studiums habe ich meine Großeltern und meinen Vater verloren. Das hat mich emotional sehr erschüttert aber auch für das Leben geprägt. Doch an der Hochschule Coburg hatte ich dann eine starke Gemeinschaft. Ob beim Lernen oder in der Freizeit: Viele Dinge fielen mir mit meinen Mitstudierenden leichter. Wir achteten aufeinander.

Wie ging es nach dem Studium weiter?
Durch mein Praxissemester bei MAN hätte ich mir einen Berufseinstieg bei einem Ausrüstungshersteller vorstellen können. Während meiner Bachelorarbeit bekam ich dann aber von einem guten Freund die Empfehlung, den Weg in eine junge Berateragentur zu wählen. Damals war das Team mit 20 Leuten sehr dynamisch und wir wurde direkt in verantwortungsvolle Themen reingeworfen. Prozessoptimierung und Digitalisierung, Probleme lösen und echten Mehrwert generieren – das überzeugte mich. Das Unternehmen hat heute mehrere hundert Mitarbeitende. Die kontinuierliche Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit war im Grunde das, was ich wirklich wollte.

Wie sind Sie zu ecoro gekommen?
Mein Kollege Daniel Daum hatte eine langjährige Erfahrung im Bauwesen und zusätzlich im Hyperloop Projekt von Elon Musk mitgearbeitet. Von ihm stammt die Idee und ihm ist es zu verdanken, dass wir jetzt in einem sechs-köpfigen Team an der Ausarbeitung des Transportnetzwerks arbeiten. Ich war davon so begeistert, dass ich als Mitgründer zu ecoro dazustieß.

Hat das Studium ihre Entscheidung beeinflusst?
Die Inspiration, an diesem Projekt mitzuwirken, kam tatsächlich aus dem Studium. Wir entwickeln heute autonome Fahrzeuge, für die ich dank des Studiums ein gutes Grundlagenverständnis besitze. Das fachliche Wissen hat mir außerdem eine solide Basis für das Bestehen in der Arbeitswelt gegeben. Ich selbst würde mich eher als Praktiker bezeichnen, konnte aber trotzdem viel aus der Theorie mitnehmen. Mir ist zum Beispiel ein Seminar bei Bosch in Bamberg in Erinnerung geblieben, bei dem wir die Fertigungslinie eines Akkuschraubers optimieren durften. Dort konnten wir das theoretische Wissen dann in der Praxis anwenden. Diese Mischung hat mir am meisten für mein Berufsleben geholfen.

Die Fragen stellte Andreas Wolf vom Team IMPETUS, ein im Rahmen der Bund-Länder-Initiative‚ FH-Personal und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz GWK gefördertes Projekt.

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