18. März '19
Die Tage der Fernsteuerung sind gezählt. Künftig werden wir die Geräte um uns herum mit Sprachbefehlen bedienen. Wenn Geräte nicht reagieren, vermuten wir, dass sie defekt sind. Dieses Zukunftsszenario stellte Prof. Wolfgang Henseler den Besuchern des 9. IT-Forums Oberfranken am 14. März an der Hochschule Coburg vor. Der Kongress wurde von Dr. Jens Grubert, Forschungsprofessor für Mensch-Maschine-Interaktion im Internet der Dinge an der Hochschule Coburg, organisiert.
Unter dem Motto „Design IT – Neue Perspektiven für die digitale Welt“ kamen mehr als 200 Gäste zum 9. IT-Forum Oberfranken an die Hochschule Coburg. Am Campus Design ging es um die Frage, wie künftig IT-Services gestaltet sein müssen, damit sie den Menschen einen optimalen Nutzen bieten. Die Referenten machten deutlich, dass die Digitalisierung die Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor große Herausforderungen stellt und ein Umdenken erforderlich macht. Die Kunden erwarten eine einfache Bedienung der Geräte und Plattformen, ein gutes Design und intuitive Schnittstellen, sog. User Interfaces. Die digitale Transformation führt außerdem dazu, dass alte Hardware – wie die Fernbedienung – verschwindet, da die Hardware mit der Software verschmilzt und neue Services, also Geschäftsmodelle entstehen.
Tausche Bequemlichkeit gegen Daten
Professor Henseler von der Hochschule Pforzheim zeigte am Beispiel des US-amerikanischen Unternehmens Amazon auf, wie neue Services entstehen. Er stellte fest: „Amazon weiß mehr über das Verhalten seiner Nutzer als die Menschen selbst.“ Denn schließlich würden sie auf den Online-Plattformen überall Daten hinterlassen, die sich bündeln, verknüpfen und analysieren lassen. So dringt Amazon in immer neue Märkte vor, wie beispielweise den Drogeriemarkt oder das Finanzgeschäft. Er erklärt: „Als Kunden wird es uns bequem gemacht. Im Gegenzug überlassen wir Unternehmen wie Amazon unsere Daten, die sie für neue Angebote nutzen.“
Um im digitalen Wettbewerb bestehen zu können, empfiehlt Professor Henseler den Unternehmen, sensibel zu sein für die digitale Transformation und nutzerzentriert zu agieren. Er resümiert: „Die Nähe zum Kunden und die Datennutzung entscheiden künftig über den wirtschaftlichen Erfolg.
Künstliche Intelligenz
Wo die Chancen, aber auch die Grenzen der künstlichen Intelligenz liegen, darauf ging Prof. Dr. Diedrich Wolter von der Universität Bamberg ein. Er zeigte die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz seit den 1950er Jahren auf, die in den 1980er Jahren ins Stocken geriet und seit der Jahrtausendwende rasant an Fahrt gewinnt. Ursächlich dafür ist, dass die Menschen ihr Wissen auf Plattformen wie Wikipedia digitalisieren und durch das Nutzen des Internets große Datenmengen entstehen. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer „datengetriebenen Künstlichen Intelligenz“.
„Wenn es um das Kombinieren und Auswerten von Zahlen geht, sind Computer unschlagbar;“ stellt Professor Wolter fest. Auch die visuelle Objekterkennung fällt der Künstlichen Intelligenz immer leichter. Denn aufgrund der starken Rechnerleistung können immer größere Datenmengen verarbeitet werden.
Mehrdeutigkeit der Sprache
Bei der Mehrdeutigkeit der Sprache stoßen Computer jedoch an ihre Grenzen. Denn um nicht nur einzelne Wörter, sondern einen vollständigen Satz verstehen zu können, ist es erforderlich, weitere Informationen zu haben. Beispielsweise zum Kontext, in dem ein Satz steht oder zur Intention, die damit verbunden ist. Professor Wolter kommt daher zu der Schlussfolgerung, dass die Digitalisierung die Arbeitswelt dort am stärksten verändert, wo Zahlen und Bildinformationen eine große Rolle spielen. Arbeiten, bei denen die Sprache im Mittelpunkt steht, werden weniger betroffen sein.
Drei parallele Panels
Das diesjährige IT-Forum Oberfranken gab den Besuchern darüber hinaus die Chance, sich in drei parallelen Panels über aktuelle Themen auszutauschen. Dabei ging es um „New Work: von Agilität bis Virtual Engineering“, „Neue Schnittstellen zwischen digitaler und analoger Welt“ und „Innovationen im Spannungsfeld zwischen Mensch, Technik und Business“.
Die Moderation der Veranstaltung lag bei Professor Grubert und Hans Ulrich Gruber, dem Vorstand des IT-Clusters Oberfranken. Initiatoren und Unterstützer des 9. IT-Forums waren – neben dem IT-Cluster Oberfranken – die IHK zu Coburg, die Handwerkskammer für Oberfranken, die TechnologieAllianzOberfranken und das Hochschulprojekt Creapolis.
Das 10. IT-Forum Oberfranken findet am 5. März 2020 an der Hochschule Hof statt.