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14. Februar '17

Herzklopfen, Schweißausbrüche, Schmetterlinge im Bauch – wenn wir verliebt sind, spielt unser Körper verrückt. Biotechnologin Antje Vondran erklärt, warum das so ist und was passiert, wenn der erste Hormonrausch vorbei ist. Hier auch im Video: "Im Rausch der Gefühle"

Frau Vondran, was passiert im Körper, wenn wir uns verlieben?
Das ist sehr vielschichtig und man muss zurückgehen in die Zeit, wo der Mensch noch nicht so stark vom Verstand geleitet war. Sehr viel läuft bei uns automatisch und unbewusst ab. Wir analysieren die Gesten und die Bewegungen der Person, die uns interessant erscheint aber eben auch die Düfte, die sie ausströmt. Über solche Sachen checken wir, ob unser Gegenüber genetisch zu uns passt. Wenn das der Fall ist, wird eine Hormonkaskade ausgelöst.
Welche Hormone spielen eine Rolle und was bewirken sie?
Dopamin oder Noradrenalin werden nach oben reguliert. Dopamin kennt man ja als Glückshormon. Es wird auch durch manche Drogen im Gehirn aktiviert. Noradrenalin macht uns wach und sehr bewusst. Wir kommen eigentlich in einen glücklichen Erregungszustand, bei dem wir ständig gucken, wie wir den Partner oder die Partnerin soweit bekommen, dass er oder sie unser Interesse widerspiegelt. Gleichzeitig werden Hormone wie Serotonin nach unten reguliert, d.h. wir werden immer unruhiger, immer aktiver, immer unbefriedigter und richtig gedrängt, uns um den anderen zu bemühen.
Kann man sagen, Verliebte sind wie auf Drogen?
Das kann man so sagen. Verliebte haben wirklich eine andere Einstellung zur Umwelt. Sie verändert sich aktiv in ihrer Wahrnehmung und fokussieren sich auf den Angebeteten oder die Angebetete. Wenn man dann die Sexualhormone noch dazu nimmt, wenn also Testosteron – egal ob beim Mann oder bei der Frau – hochreguliert wird, dann sind viele dieser Handlungsweisen darauf ausgelegt, zu einem intimen Erfolg zu kommen.
Wir sind unserem Körper also ausgeliefert. Hat das Vorteile?
Die Vorteile sind auf jeden Fall, dass man sich nicht vom Verstand her aussucht, in wen man sich verliebt. Es geht darum, den passenden genetischen Erbträger zu finden, mit dem wir die erfolgreichsten Nachkommen generieren, um das Überleben unserer Art zu sichern. Und das heißt letztendlich, dass es nicht davon abhängt, ob die Person in unser soziales Gefüge passt. Wir können vielleicht sagen, das ist unvernünftig und versuchen, uns zu kontrollieren, verhindern können wir es aber nicht. Im Umkehrschluss können wir auch nicht erzwingen, uns zu verlieben. Klar kann man sich vom Verhalten her anpassen, aber es wird nicht der gleiche Sinnesrausch sein.
Wie lange hält das Verliebt sein an?
Dieser erste Verliebtheitszustand, bei dem verschiedenste Hormone uns in einen Schmetterlinge-im-Bauch-Zustand befördern, hält, nachdem was die Wissenschaft heute als Standard festsetzt, zwischen zwei bis drei Monate an. Das hängt natürlich auch von der Tiefe des Aufeinandertreffens ab und wie gut wir zueinander passen.
Warum scheitern danach manche Beziehungen und manche nicht?
Nach der Phase des Hochverliebt-Seins kommt man ganz automatisch in einen Zustand der romantischen Verliebtheit. Hier wird ausprobiert, wie gut der Partner zu uns passt und ob er das z.B. auch bei Stresssituationen tut. Unser Körper checkt das immer wieder über die Duftstoffe, die wir vom anderen wahrnehmen. Wenn da die Chemie stimmt, dann kommt man in eine andere Tiefe. Das Dopamin wird weiterhin dauerhaft gehalten, aber das Serotonin kommt dazu, sodass man ein sehr befriedigendes Hoch erreicht. Damit ein Paar dauerhaft zusammenbleibt, muss es in ungefähr identischen Zeitrastern von diesem hochtrabenden Gefühl der ersten Verliebtheit in die anderen Stadien übergehen. Wenn einer der beiden nicht mithält, ist das häufig der Grund, warum Beziehungen beendet werden.
Kann man Liebe im Körper messen?
Es gibt durchaus Forscher, die versuchen das wissenschaftlich messbar zu machen. In Paris versuchen Wissenschaftler während des Sexualaktes tomografisch sichtbar zu machen, welche Bereiche im Gehirn aktiviert sind und welche nicht. Man kann natürlich auch die Hormone, chemischen Botenstoffe und Neurotransmitter messen. Die Anthropologin Helen Fisher hat zum Beispiel verliebte Paare in einer Studie begleitet. Sie hat herausfinden können, dass die Hormonzusammensetzungen im Körper der Paare auch darüber entscheiden, zu wem sie sich hingezogen fühlen. Nach dem ersten Verliebtheits-Hoch wird bei manchen Menschen das Hormon Oxytocin hochreguliert. Dieses Hormon steht mit der Sorge um den Partner und die Nachkommen aber auch mit der Milchbildung in Verbindung. Zu dieser Personengruppe fühlen sich laut Fisher häufig Testosteron dominierte Personen hingezogen und umgekehrt.
Können wir uns nicht mehr verlieben, wenn wir unseren Geruchssinn verlieren?
Menschen, die ihren Geruchssinn verlieren, sind insgesamt sehr von der Außenwelt abgeschnitten. Das ist nicht nur so beim Verlieben, das ist auch so beim Schmecken. Leider haben die Betroffenen auch eine sehr hohe Suizidrate. Da spielt das Dopamin wieder eine Rolle. Das Glücksgefühl, was es erzeugt, kann ja zum Beispiel auch durch Essen ausgelöst werden. Und, wenn wir nichts riechen können, schmeckt auch das Essen nicht mehr. Wir regulieren also viele unserer Glücksgefühle über den Geruchssinn. Und genauso sind wir eigentlich auch bei der Partnerwahl unterwegs. Also ja, Verlieben läuft viel über den Geruch.
Diplom-Ingenieurin (FH) Antje Vondran lehrt im Studiengang Bioanalytik, Fakultät Angewandte Naturwissenschaften, an der Hochschule Coburg. 

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