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19. Januar '22

Wie werden virtuelle Charaktere realistischer, wie nimmt man die virtuelle Realität im Vergleich zur realen Welt wahr und wie kann die virtuelle Welt den Menschen nützen? Das sind Fragen mit denen sich Dr. Stephan Streuber beschäftigt. Seit September 2021 ist er Professor im Studiengang Visual Computing an der Hochschule Coburg. 

„Usability engineering and interaction design“ heißt Professor Streubers Fachgebiet an der Fakultät Elektrotechnik und Informatik. Das klingt alles sehr nach Technik – das Gegenteil ist der Fall. Er meint: „Erst wenn man die Menschen versteht, kann man realistische und gut benutzbare Anwendungen programmieren.“ Professor Streuber bringt den Studierenden in seinem Fach bei, wie die Interaktion von Mensch und Maschine besser funktioniert. „Hier geht es natürlich um Informatik aber es ist extrem wichtig zu wissen, wie visuelle Wahrnehmung und Aufmerksamkeit funktionieren“, erklärt der 44-Jährige. Über Schnittstellen wie Tastatur, Maus, Bildschirm oder VR-Brillen werden die Computer gesteuert. Bewegt man sich in einer virtuellen Realität, etwa bei einer Fahrsimulation oder einer virtuellen Sportart, werden die Körperbewegungen zur Steuerung benutzt. Bei der Gestaltung der Benutzerschnittstellen müssen daher alle kognitiven und motorischen Fähigkeiten sowie Einschränkungen des Menschen mitgedacht werden. „Zum Beispiel kann ein Mensch nur zirka sieben Informationseinheiten gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis ablegen. Daher sollte eine Schnittstelle möglichst wenige neue Informationen gleichzeitig darstellen.“ Auch altersbedingte Veränderungen des menschlichen Nervensystems müssten bei der Programmierung berücksichtigt werden.

Die Welt wird digital

Stephan Streuber kommt aus der Lutherstadt Wittenberg und hat Medieninformatik studiert. „Im Studium habe ich mich mit der technischen Seite der virtuellen Realität beschäftigt, aber die psychologische Seite hat mich immer interessiert.“ Daher promovierte er über soziale Wahrnehmung am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen. „Dieses Wissen über Wahrnehmung und Kognition wendet man etwa für die Gestaltung von virtuellen Charakteren an, um sie realistischer wirken zu lassen.“ Als ein wichtiges Beispiel für die kommende Zeit nennt Streuber Mark Zuckerbergs geplantes Metaverse. Die Nutzerinnen und Nutzer bewegen sich darin mit ihren Avataren in Echtzeit in bestehenden dreidimensionalen Räumen und interagieren. „Mit diesem Schritt wird es immer wichtiger zu verstehen, wie die digitale Welt auf Menschen wirkt, wie sie das Verhalten verändert und wie die Erfahrungen in der virtuellen Welt auf das Verhalten im echten Leben übertragbar sind.“

In Coburg angekommen

Bevor Streuber nach Coburg kam, war er als Juniorprofessor an der Universität Konstanz tätig. „Dort habe ich mich vor allem mit der Gestaltung von virtuellen Realitäten zur Untersuchung von Kollektiv- und Schwarmverhalten beschäftigt.“ Nun hat er sich mit seiner Familie in Coburg niedergelassen. An der Hochschule hat sich Streuber spannende Ziele gesetzt: „Ich freue mich darauf, dass im Sommersemester die Arbeit an meinem neu gegründeten Labor für virtuelle Umgebungen und soziale Kognition startet.“ Das Labor wird eine Spielwiese zum Experimentieren und Forschen bieten und: „Es gibt viele Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit.“

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