4. Oktober '24
(Pressestelle)
Fragebögen sind ein beliebtes Format, interessante Menschen ein klein wenig kennenzulernen. Die Hochschule Coburg nutzt eine eigene Variante, um heute Prof. Dr. Bettina Friedel (Jahrgang 1978) vorzustellen. Seit dem Wintersemester 2024/25 forscht und lehrt sie als Professorin für Regenerative Energiesysteme an der Fakultät Elektrotechnik und Informatik der Hochschule Coburg. Ihre bisherige wissenschaftliche Arbeit überspannt Gebiete der Physik, Chemie, Materialwissenschaften, Halbleitertechnik und diversen Energietechnologien an Orten wie Cambridge, Graz, Dornbirn, Braunschweig – und jetzt eben in Coburg. Mit Witz und Charme verrät sie, welche Vorzüge sie an ihrer neuen Heimatstadt findet, wie es sich anfühlt, wenn man nach einem Antrags-Marathon endlich zwei Paletten mit einer riesigen Kiste im Labor stehen hat – und allerlei Persönliches.
Woher kommen Sie, was haben Sie vor der Hochschule gemacht?
Prof. Dr. Bettina Friedel: Ursprünglich komme ich aus Braunschweig, habe in Paderborn Physik studiert und promoviert auf dem Thema „Sol-Gel-basiertes kubisches Siliziumkarbid für Halbleiteranwendungen“. Dann habe ich vier Jahre an der Universität Cambridge als Forscherin für organische Photovoltaik gearbeitet. Danach hat es mich nach Österreich verschlagen, wo ich zehn Jahre lang tätig war, zunächst als Assistant Professor for Organic and Hybrid Photovoltaics (Institut für Festkörperphysik, TU Graz), dann als FH-Professorin für Energie- und Materialtechnologien (Fachhochschule Vorarlberg). Aus dem schönen bergigen Österreich ging es dann in die ziemlich ebene Löwenstadt, das heißt nach Braunschweig, an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, wo ich mich als Forscherin nun nicht mehr mit niedlichen kleinen (wenige Zentimeter großen) experimentellen Solarzellen beschäftigte, sondern mit der Entwicklung von Methoden und Anlagen zum Testen, Vorbehandeln, Altern und Kalibrieren von ein bis zwei Meter großen kommerziellen Solarmodulen. Nebenbei habe ich weiterhin Kooperationsprojekte mit Österreich zu den Themen Siliziumkarbid und Lithium-Ionen Batterien und Beratungs-/Forschungsaufträge mit Firmen basierend auf meinen Siliziumkarbid-Patenten. Meine bisherige Tätigkeit in Forschung und Lehre ist vielfältig und überspannt verschiedenste Gebiete der Physik, Chemie, Materialwissenschaften, Halbleitertechnik und diversen Energietechnologien.
Es ist erstaunlich, was einem eine Kennlinie alles über die „inneren Werte“ eines Bauteils erzählen kann…
Prof. Dr. Bettina Friedel
Wo / wie leben Sie?
In der Nähe von Coburg. Da ich gerne im Grünen lebe – praktisch ein Muss nach zehn Jahren „Wohnen wo andere Urlaub machen“ in Österreich – freut es mich, dass ich mit Coburg und Oberfranken wieder einen Ort gefunden habe, wo man das haben kann und gleichzeitig eine absolut ausgezeichnete Infrastruktur und Verkehrsanbindung. Außerdem bevorzuge ich seit meinem England-Aufenthalt relativ große weiße Wohnflächen… denn nach vier Jahren in einem schimmel-befallenen neun Quadratmeter großen pinken Zimmer + türkisem Bad für 600 Euro Miete, wollte ich nie wieder so wohnen…
Wie möchten Sie leben?
Siehe oben …
Ihre Spezialgebiete sind?
Dünnschicht-Photovoltaik; Optoelektronik; Lithium-Ionen Batterien; PEM Brennstoffzellen; chemische Synthese/Dotierung von Siliziumkarbid; Bauteilphysik, insbesondere elektronische Transportprozesse, Korrelation zwischen Materialauswahl/ Materialveränderungen/ Defekten/ Alterung/ Betriebsbedingungen und der Bauteil-Performance, Polymerphysik, chemische Sicherheit und Strahlenschutz.
Das Erstaunlichste in Ihrem Fach?
Was einem eine Kennlinie alles über die „inneren Werte“ eines Bauteils erzählen kann…
Vollenden Sie diesen Satz: Wissenschaft muss …
… glaubhaft und nachvollziehbar sein und darf Spaß machen.
Der bisher schönste Moment in Ihrem Beruf?
Als ich 2013 nach zwei Jahren unermüdlichem Kampf um Drittmittel endlich meinen ersten 350k€ Forschungsantrag durchbekommen habe und – damit finanziert – mein 2000°C Induktionshochtemperaturofen aus Italien angeliefert wurde. Dieser Moment, wo die Riesen-Holzkiste auf zwei Paletten endlich im Labor stand… unglaublich.
Ich freue mich darauf, hoffentlich den ein oder anderen Studierenden mit meiner Faszination über die Thematik mitreißen und über Durststrecken hinüber retten zu können.
Prof. Dr. Bettina Friedel
Bei der Arbeit an der Hochschule freuen Sie sich besonders auf?
Hoffentlich den ein oder anderen Studierenden mit meiner Faszination über die Thematik mitreißen und über Durststrecken hinüber retten zu können. Das ist mir wichtig. Außerdem freue ich mich auf den Aufbau der Wasserstofftechnologie-Forschung an der HS Coburg – obwohl man da sicher wieder Geduld, Frustrationstoleranz, Überredungskunst und Improvisationstalent für braucht. Aber ich hab ja schon ein bissel Übung im „neue Labors aufzubauen“… Cambridge, Graz, Dornbirn, Braunschweig… also jedes mal wenn ich wo anders anfange… wär also jetzt das 5. Mal. Mit diesem und angrenzenden Themen die Hochschule Coburg regional, überregional oder international noch sichtbarer machen, wäre eine feine Sache.
Die wichtigste Erfindung der letzten hundert Jahre?
Huh… schwierige Frage… nehm’ ich jetzt das Internet (1968), Mobiltelefonie (1991) oder die Currywurst (1949). Alle drei absolut unverzichtbar.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Mit einer heißen Tasse English Breakfast entspannt an einem kühlen Frühlingsmorgen auf der Dachterrasse sitzen und den Vögeln zuhören.
Was ist für Sie das größte Unglück?
Wenn meiner Familie etwas zustieße.
Wen möchten Sie gerne persönlich kennenlernen?
Larry the Cat.
Wer oder was wollten Sie als Kind werden?
Astronautin.
Wer wären Sie gerne?
Ich.
Ihre Heldinnen und Helden der Wirklichkeit?
Ersthelfer, Feuerwehrleute, Katastrophenhelfer, Technisches Hilfswerk, DLRG,…. Alle die, die anderen Menschen und Tieren in blöden, grausigen und gefährlichen Situationen helfen, ohne dafür jemals die Anerkennung zu ernten, die sie verdient hätten.
Ihre liebsten Romanheldinnen / -helden? / Ihre Lieblingsheldinnen / -helden der Filmgeschichte?
Romanheld: 高伟光 (三生三世枕上书) / Filmheld: Leonard Nimoy (Star Trek)
Ihr Lieblingsautor / -autorin?
Catherine Cookson.
Welches Buch haben Sie gerade auf dem Nachttisch liegen … oder wo sonst?
Grundlagen der Technischen Informatik (Hoffmann)… Räusper… denn was ich anderen beibringen will muss ja erst selbst lernen, gelle?
Ihre Lieblingsmusik?
Epic Music (vor allem Two Steps From Hell, Audio Machine, Eternal Eclipse, Immediate Music).
Welches Design bevorzugen Sie?
Retro.
Lieblingsmaler / -malerin?
Franz Marc.
Lieblingstier?
Panzerwelse.
Lieblingsblume?
Löwenmäulchen.
Lieblingsbeschäftigung online: … checken diverser Webcams (Marsrover Perseverance, Livefromiceland, Tiere in der Namib, Braunbären beim Lachse fangen im Katmai National Park, Raben am Tower of London oder Eichhörnchen auf Balkonen) oder des Wetterradars …
Prof. Dr. Bettina Friedel
Welcher kulinarische Genuss lässt Sie schwach werden?
Jahrmarkt-Champignons mit Knoblauchsoße.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Technische Eigenbauten und Acrylmalerei.
Ihre Lieblingsbeschäftigung online?
Auf X schauen was für Unsinn die Menschheit gerade wieder treibt… oder checken diverser Webcams (Marsrover Perseverance, Livefromiceland, Tiere in der Namib, Braunbären beim Lachse fangen im Katmai National Park, Raben am Tower of London oder Eichhörnchen auf Balkonen) oder des Wetterradars.
Welchen Sport betreiben Sie?
Gewichtheben.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei anderen Menschen am meisten?
Ehrlichkeit und Toleranz.
Ihr Hauptcharakterzug?
Individuell.
Ihr größter Fehler?
Perfektionismus.
Welchen Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Versprecher.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Emotionen und Motivationen anderer besser interpretieren können.
Wie möchten Sie gern sterben?
Gar nicht.
Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Einführung des Frauenwahlrechts.
Haben Sie schon einmal eine Petition unterschrieben (wofür/wogegen)?
Gegen die Sechs-Jahres-Regelung bei befristeten Verträgen an Hochschulen.
Welches Auto möchten Sie gerne fahren?
VW ID. Buzz Pick-up
Welche drei Gegenstände nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Einen Wasserkocher, ein Mikroskop und (je nach Klima der Insel) einen Ventilator oder einen Ofen.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Amüsiert über die Frage. Erinnert mich an eine Bewerbung eines Inders, die ich mal erhalten habe, die so ging „Dear Professor Sir, I hope I find you in the best of spirits…“. So I’ll answer this question here in kind: „You find me in the best of spirits”.
Ihr Motto?
„Leben und leben lassen.“ Und „Aus den Steinen die einem in den Weg gelegt werden, kann man hübsche Häuschen bauen.“