3. März '25
von Katrin Schwuchow
Sensorik als Schlüsseltechnologie für die Zukunft: Unter diesem Leitgedanken fand der vierte Technologietag Angewandte Sensorik (TAS) des Instituts für Sensor- und Aktortechnik (ISAT) der Hochschule Coburg statt. Expertinnen und Experten aus Industrie und Forschung nutzten die Plattform, um neueste Entwicklungen zu diskutieren, innovative Anwendungen zu entdecken und Netzwerke zu erweitern.
„Sensorik-Innovationen aus Forschung & Anwenderpraxis im Fokus“ – so lautete das diesjährige Motto des TAS, der zwei Tage lang die große Bandbreite und Relevanz von Sensorik aufzeigte. Ob Energiewende, Nachhaltigkeit, Sicherheit oder Medizintechnik – Sensoren leisten entscheidende Beiträge zur Lösung aktueller Herausforderungen. Zwölf Referentinnen und Referenten präsentierten an zwei Tagen wegweisende Technologien und praxisnahe Anwendungen.
Sensorik im Einsatz: Mehr Sicherheit für Infrastruktur und Umwelt
Besonders praxisnah gestaltete sich die Session „Sensorik für Umwelt- und Infrastrukturmonitoring“. Das CIS Forschungsinstitut für Mikrosystemtechnik aus Erfurt stellte hochempfindliche Dehnungssensoren vor, die Schraubverbindungen in Windkraftanlagen überwachen und so deren Sicherheit erhöhen. Die Firma PicoLAS präsentierte den Einsatz von NDIR-Sensoren in Drohnen, die Feuerwehr und THW bei Katastropheneinsätzen unterstützen – indem sie gefährliche Umweltgase in Echtzeit analysieren und Einsatzkräfte rechtzeitig warnen.
Ein weiteres Highlight war die Vorstellung von Messgeräten zur Echtzeitvermessung von Kanalisationsrohren durch die Firma KupTec aus Ilmenau. Diese Technologie ermöglicht zukünftig eine präzisere Abwasserkartografie und verbessert die Vorhersage von Überflutungen. „Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass keine Menschen mehr in die Kanalisation hinabsteigen müssen – das spart Kosten und erhöht die Sicherheit“, so CEO Mageeban Kuperan.
In der Session „Industrielle Sensorik“ stellte das SKZ-Kunststoffzentrum aus Würzburg ein spektrales Farbmesssystem vor, das Farbtöne von Kunststoffen hochpräzise erfasst. Warum ist das wichtig? Weil immer mehr Kunststoffe recycelt und erneut verwendet werden. Um sie in industriellen Produktionsprozessen nahtlos einzusetzen, muss ihre Farbe genau stimmen – insbesondere bei Markenprodukten, wo Farbabweichungen nicht toleriert werden. Das Farbmesssystem ermöglicht eine exakte Farberkennung und sorgt dafür, dass recycelte Kunststoffe gezielt eingefärbt werden, um höchste Qualität und Konsistenz zu gewährleisten.
Medizin und Mikrosystemtechnik im Fokus des zweiten Tages
Am zweiten Veranstaltungstag standen sensorische Innovationen für die Medizin und Mikrosystemtechnik im Mittelpunkt. Das Fraunhofer IMM stellte einen implantierbaren Herzaktivitätssensor für Spenderherzen vor. Ein weiteres Beispiel für den Einsatz modernster Sensortechnologien war ein Medizinradar, das unter der Matratze von Krankenbetten platziert werden kann und berührungslos EKG- und Vitalparameter misst. „Mit dieser Technologie können Patientendaten erfasst werden, ohne dass der Patient selbst es bemerkt – ein echter Fortschritt für die medizinische Überwachung“, erklärte Prof. Dr. Christine Ruffert vom Fraunhofer IPMS.
Auch das ISAT selbst brachte spannende Forschungsergebnisse ein: Jan Lützelberger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut, präsentierte seine Voruntersuchungen an Ersatzmaterialien und Modellsystemen zur ultraschallbasierten Lockerungsdetektion bei Hüftimplantaten – eine Technologie, die zukünftig dazu beitragen soll, gezieltere Therapieplanung zu ermöglich und so mache Operationen zu vermeiden.
Ein innovativer Therapieanzug des Fraunhofer ISC, der mittels Sensorik Muskelaktivität von Schlaganfallpatienten misst, stieß ebenfalls auf großes Interesse. „Unsere Technologie ermöglicht eine individuelle Anpassung der Therapie und hilft Patienten, schneller wieder mobil zu werden“, betonte Dr. Bernhard Brunner vom Fraunhofer ISC.
Ich bin beeindruckt von den vielen neuen Impulsen und Ideen, die entstehen, wenn Forschende und Anwender aus der Industrie bei unserem TAS ins Gespräch kommen.
Prof. Dr. Stefan Drese, ISAT-Leiter
Ausstellung und Networking – Sensorik hautnah erleben
Außer spannenden Fachvorträgen bot der TAS auch eine Ausstellung mit zukunftsweisenden Produkten. Die Firma Polytec präsentierte ein hochauflösendes Laserdopplervibrometer, das selbst Schwingungen kleiner als ein Wasserstoffatom sichtbar macht. Die SAW Components GmbH stellte ihre Fertigungsmöglichkeiten für innovativen Sensorchips vor, die speziell für Start-ups und kleinere Unternehmen auch in kleinen Stückzahlen individuell gefertigt werden können und unter anderem berührungslose Temperaturmessungen ermöglichen. Auch das Innovationszentrum Kronach war als regionaler Impulsgeber vertreten.
In der begleitenden Postersession wurden weitere spannende Forschungsansätze präsentiert. Das Berliner Start-up PoroUS stellte ein innovatives Sensorkonzept zur quantitativen Osteoporosemessung vor, das präzisere Diagnosen ermöglichen könnte. Ein weiteres Poster aus dem ISAT zeigte beispielsweise, wie Künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um Ultraschalldaten zu analysieren und Defekte in bewegten Stahlseilen frühzeitig zu erkennen. Diese Entwicklungen verdeutlichten, wie vielseitig Sensorik-Technologien in Medizin und Industrie angewendet werden können.
Rundum positives Feedback und Blick in die Zukunft
Die Teilnehmenden zogen ein durchweg positives Fazit. „Der vierte TAS hat mir einen direkten Austausch mit Sensor-Spezialisten in ungezwungener Atmosphäre ermöglicht. Ich konnte mit einem der Aussteller direkt eine neue Projektidee für mein Unternehmen entwickeln und mein Netzwerk ausbauen“, resümierte Andreas Buchholz von der Firma Dr. E. Horn. Auch Prof. Dr. Stefan Drese, Leiter des Instituts für Sensor- und Aktortechnik und Gastgeber der Veranstaltung, zeigte sich begeistert: „Ich bin beeindruckt von den vielen neuen Impulsen und Ideen, die entstehen, wenn Forschende und Anwender aus der Industrie bei unserem TAS ins Gespräch kommen.“
Angesichts des großen Erfolges steht fest: Der Technologietag Angewandte Sensorik wird auch Anfang 2027 wieder stattfinden – als Plattform für wegweisende Innovationen, die durch Sensoranwendungen erst realisierbar werden. Schließlich bilden die über Sensorik aufgenommenen Daten die Grundlage für digitale Prozesse und smarte Technologien der Zukunft.