19. Januar '24
von Natalie Schalk
Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume informierte sich im „MACHBAR“ in der Lichtenfelser Innenstadt über das Kooperative Technologietransferzentrum (TTZ) Oberfranken Digitale Intelligenz. Es hat das Ziel, mit Hilfe der Wissenschaft die Innovationskraft des Mittelstands im ländlichen Raum zu stärken.
Digitale Technologien bieten die Chance, für aktuelle Fragen von kleinen und mittelständischen Unternehmen innovative und völlig neuartige Lösungen zu entwickeln. Das noch junge TTZ Oberfranken mit dem Standort in Lichtenfels will digitale Kompetenzen im Produktlebenszyklus vermitteln. Der bayerische Wissenschaftsminister erfuhr vor Ort von spannenden Anwendungsmöglichkeiten wie 3D-gedruckten Spritzgusswerkzeugen, er informierte sich über intelligente Industriegreifer in Leichtbauweise und betrachte virtuelle Gebäckstücke: Für die Lehrlingsausbildung im Bäckereifachverkauf wurde gemeinsam mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk (MDZH) ein Prototyp entwickelt, bei dem der Bäckerladen mit Hilfe von VR-Brillen simuliert wird. „Um den Wirtschaftsstandort Bayern weiterzuentwickeln, braucht es technologische Impulse“, erklärte Blume. Er sprach über die Bedeutung der Hightech Agenda Bayern und berichtete, dass Künstliche Intelligenz (KI) auch bei der Winterklausur der CSU-Fraktion auf Kloster Banz im Fokus stand. „Das spannendste Konzept, das wir aktuell haben, sind die TTZ“, sagte Blume. „Hochschulen mit einem überzeugenden Konzept, Unternehmen, die sagen: Das sind die Themen, die uns interessieren – und Kommunen, die es wollen und Räumlichkeiten zur Verfügung stellen“, zählte der Minister auf: „Es braucht eine Allianz der Willigen.“ Wie groß diese in Oberfranken ist, zeigte der rege Besuch im MACHBAR, der Zukunftswerkstatt des Forschungs- und Anwendungszentrum für Digitale Zukunftstechnologien (FADZ). Blume dankte den Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, die das „Kooperative TTZ Oberfranken Digitale Intelligenz“ ermöglicht haben und würdigte dabei insbesondere das Engagement von Jürgen Baumgärtner, MdL des Stimmkreises Kronach Lichtenfels.
Technologische Exzellenz in Oberfranken
Prof. Dr. Stefan Gast, Präsident der Hochschule Coburg, hob die gute Zusammenarbeit vor Ort, und auch mit dem TTZ-Standort in Kronach hervor, erklärte kurz den TTZ-Start in Lichtenfels und welche Möglichkeiten sich künftig eröffnen: „Unsere ersten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des TTZ sind jetzt erst einmal für einen schnellen Start im MACHBAR untergebracht. Hier zeigt sich der Geist unseres TTZ gerade durch die enge Zusammenarbeit mit dem ja bereits etablierten FADZ schon sehr gut. Wenn dann die Unterbringung des TTZ feststeht, wird auch sichergestellt, dass wir weitere Möglichkeiten technologischer Exzellenz ausschöpfen können.“
Für die Spitzenforschung des TTZ geht es in Lichtenfels darum, wie Unternehmen von der Entwicklung bis zur Produktion mit Hilfe von Individualisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz technologische Wettbewerbsvorteile verwirklichen können. Eine wertvolle Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft, in die der Freistaat Bayern stark investiert: Rund acht Millionen Euro fließen in das TTZ an den Standorten Lichtenfels und Kronach. Kooperationspartner sind die Hochschule Coburg und die Technische Hochschule Nürnberg.
Mit dem Schwerpunkt auf digitalen Kompetenzen im Produktlebenszyklus ergänzt das TTZ am Standort Lichtenfels auch den Master-Studiengang „Additive Manufacturing and Lightweight Design“ der Hochschule Coburg. Studierende bearbeiten dabei Projekte aus dem echten Unternehmensalltag und auch hier besteht enge Zusammenarbeit mit dem FADZ.
Gemeinsam Perspektiven für die Region entwickeln
„Ich freue mich, dass Minister Blume meine Einladung angenommen hat, sich direkt vor Ort über das FADZ und das TTZ zu informieren. Im Landkreis Lichtenfels gibt es keine Hochschule, weshalb die Zusammenarbeit über das TTZ eine große Chance für die heimische Wirtschaft ist, ihre Unternehmen zukunftsfest zu machen. Das TTZ ist zudem ein guter Baustein, um den Wohn- und Arbeitsstandort Landkreis Lichtenfels zu stärken“, erläuterte Landrat Christian Meißner.
Philipp Steinberger, CEO des Unternehmens Wöhner und Vorstandsmitglied im FADZ Wirtschaftsverband, ergänzt: „Aus Zukunftstechnologien entwickeln wir in Oberfranken gemeinsam Perspektiven für die regionale Entwicklung. Das TTZ haben wir vom Start an tatkräftig unterstützt und wir freuen uns, dass mit dem Einzug in das MACHBAR ein erster pragmatischer Rahmen für das Projekt gefunden wurde. Es ist die Voraussetzung, um unmittelbaren Nutzen für die Unternehmen zu schaffen.“
Auch die Stadt freut sich: „Wir begrüßen das Engagement der Hochschule Coburg in Lichtenfels sehr, da hierdurch die Kreisstadt die Chance erhalten hat, Hochschulstandort zu werden”, sagte Bürgermeister Andreas Hügerich. „Gemeinsam mit der heimischen Wirtschaft arbeiten wir nun am weiteren Ausbau des Angebots von FADZ und TTZ, um den Standort Lichtenfels langfristig zu sichern. Deshalb sind wir auch sehr erfreut darüber, dass Herr Staatsminister Blume mit seinem Ministerium sowie die Bayerische Staatsregierung hinter dem Standort Lichtenfels stehen.“
Ein starkes Hochschulteam
Die Themen der Hochschule stellte Präsident Gast gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Synold, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs vor. Inhalte wurden präsentiert von Prof. Dr. Jens Grubert, dem wissenschaftlichen Leiter des TTZ am Standort Lichtenfels und Experte für Künstliche Intelligenz (KI) für Engineering und Produktion und seinen Kollegen Prof. Dr. Veit Müller mit Schwerpunkt Automatisierung, sowie Prof. Dr. Alexander Rost und Prof. Dr. Markus Stark, mit Expertise für neue Werkstoffe und Produktionsverfahren.
Während von den Verantwortlichen viel über die technologische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Zukunft der Region gesprochen wurde, stand der Nachwuchs bereits in den Startlöchern: Im Eingangsbereich des MACHBAR testete eine Mittelschulklasse praktisch die Möglichkeiten des 3D-Drucks und Lasercuttings im Rahmen eines Workshops. Minister Blume plauderte mit den Schülern, nickte dann zufrieden: „Dieser gemeinsame Ansatz mit Handwerk, Mittelstand, Schulen bis hin zu den Hochschulen: Das macht das Konzept so spannend!“
Kleine und mittelständische Unternehmen, die Ideen oder Projekte vorschlagen möchten, können sich an ttz[at]hs-coburg.de wenden.
Weitere Informationen: https://www.hs-coburg.de/forschung/ttz-oberfranken.html