Interdisziplinäres Wissenschaftliches Kolloquium: Reifenabrieb: Eine unsichtbare Gefahr?
Im Rahmen des Interdisziplinären Wissenschaftlichen Kolloquiums wird der Promovend Angus Rocha Vogel einen Einblick in sein Promotionsthema „Reifenabrieb: Eine unsichtbare Gefahr? – Mikroplastik auf der Straße und seine möglichen Auswirkungen auf Flüsse“ geben.
Hier finden Sie vorab den Abstract der Promotion:
Reifenabrieb ist ein bisher unterschätztes Phänomen, das beim Fahren zwischen Reifen und Straßenoberflächen entsteht. Diese Abriebpartikel bestehen im Kern aus Gummi, ummantelt mit einer mineralischen Kruste, die zusätzlich u. a. Straßenabrieb- und Bremsenpartikel enthält.
Auf deutschen Straßen entstehen jährlich schätzungsweise über 100.000 t Reifenabrieb, wovon bis zu 20 % in Oberflächengewässer eingetragen werden. Gelöste Schwermetalle (Cr, Ni, Zn, Cd, Pb) können mit Reifenabriebpartikeln interagieren und an diesen adsorbieren. Eigene Untersuchungen haben nachgewiesen, dass dies zu einer Verschlechterung der chemischen Gewässergüte von Schwebstoffen führen kann. Hinzu kommt, dass eine ökotoxikologische Wirkung der verwendeten Reifenadditive auf aquatische Organismen in Laborversuchen nachgewiesen werden konnte.
Für umfassende Risikoabschätzungen und Monitoring fehlen bisher geeignete analytische Methoden, Reifenabrieb in Umweltproben quantitativ und einfach nachzuweisen. Aktuell ist die Quantifizierung nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand oder über Schätzungen möglich. Außerdem existieren keine geeigneten Referenzstandards zur Qualitätssicherung. Um mögliche negative Auswirkungen von Reifenabrieb auf die Umwelt realistisch bewerten zu können, müssen diese Aspekte geklärt werden.