Gesundheit analysieren und fördern

Forschungsschwerpunkt "Gesundheit analysieren und fördern"

Mit dem Forschungsschwerpunkt "Gesundheit analysieren und fördern" ist die Hochschule Coburg auf der Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) vertreten. Im Mittelpunkt des Forschungsschwerpunktes stehen die Gesundheitsförderung und die Primärprävention. Die beteiligten Forscherinnen und Forscher arbeiten in Projekten, die darauf abzielen, den Gesundheitszustand, die Lebensqualität, die Leistungsfähigkeit sowie die Mobilität und Autonomie der Menschen in ihrer sozialräumlichen Umgebung zu erhalten und zu fördern. Bioanalytische Methoden werden dazu eingesetzt, gesundheits-wissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten, neuartige Interventionssätze zu entwickeln und zu evaluieren. Der Forschungsschwerpunkt umfasst folgende Themen:

Demenz, Lebensmittelsicherheit und Biomarker

Prof. Dr. Susanne Aileen Funke und ihr Team forschen an der Diagnose und der Therapie von Demenz vom Alzheimer-Typ. Kennzeichnend für die Erkrankung ist, dass zwei körpereigene, sonst unschädliche Proteine aggregieren und Ablagerungen bilden. Die Arbeitsgruppe entwickelt Wirkstoffe, die derartige Proteinaggregationen aufhalten sollen und somit zur Therapie, Prävention und Frühdiagnose eingesetzt werden können.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt sind Forschungen zur Vermeidung von Infektionen durch Mikroorganismen in Lebensmitteln. So ist es gelungen, Peptide zu entwickeln, die eine Detektion von Listerien ermöglicht, es bindet, immobilisiert oder sogar abtötet. Darüber hinaus entwickelt das Team um Professorin Funke mit Hilfe neuer Technologien Biomarker. Sie werden als Indikatoren für Krankheiten und Krankheitsrisiken verwendet oder dienen zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Therapie. Aber auch Standard-Biomarker werden zur Überwachung von Studien eingesetzt. Zum Beispiel wurde das Stresshormon Cortisol in Speichelproben als Biomarker herangezogen, um Aussagen über physische Stressreduzierung bei Patienten zu untersuchen.

Schwerpunkte:

  • Protein-Protein-Interaktionen
  • Therapie und Diagnose neurodegenerativer Demenzen
  • Verhinderung bakterieller Infektionserkrankungen

Gesundheitsförderung in Kommunen und Kitas

Das von Prof. Dr. Holger Hassel geleitete Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften entwickelt u.a. Strategien zur Förderung der Gesundheit in Lebenswelten. Seine Zielsetzung ist es, die Gesundheitskompetenzen unterschiedlicher Zielgruppen zu stärken, um so nachhaltig Handlungsmöglichkeiten für einen gesunden Lebensstil zu schaffen. In erster Linie geht es dabei um interaktive Ansätze, die Menschen dazu bewegen, vom Wissen ins Handeln zu kommen.
So soll beispielsweise in seinem Projekt mit einer Kindertagesstätte durch die pädagogischen Fachkräfte Bewegung zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Einrichtungen werden. Zielgruppen sind sowohl die Kinder als auch die pädagogischen Fachkräfte. Der Organisationsprozess ist partizipativ gestaltet. Am Ende steht ein prozessorientiertes Zertifizierungsverfahren, das den beteiligten Kitas erlaubt, ihren auf Bewegung ausgerichteten pädagogischen Ansatz sichtbar zu machen.
In dem Forschungsprojekt „Gesund älter werden mit Wirkung – Gewinn“ werden Menschen ab 60 Jahren darin unterstützt, in kleinen Gruppen aktiv etwas für ihre Gesundheit zu tun und eventuelle chronische Erkrankungen zu meistern. Die älteren Menschen engagieren sich in ihrer Kommune und nutzen dabei ein „Gesundheits-Navi“ für ihre sozialen Aktivitäten.

Schwerpunkte:

  • Gesundheitsförderung durch Organisationsentwicklung
  • Kommunale Gesundheitsförderung
  • Health Literacy
  • Intergenerative Lernkonzepte

Gesundheitsförderung in Medizin und Arbeitswelt

Das Team um den Medizinpsychologen Prof. Dr. Niko Kohls beschäftigt sich mit der Entwicklung und Evaluierung gesundheitsförderlicher Maßnahmen im Kontext von Medizin und Arbeitswelt.
Multimodale Stressbewältigungsprogramme wie für den jeweiligen Kontext entwickelte achtsamkeitsgestützte Programme sind ein wichtiger Bestandteil von Gesundheitsförderung.
Studien von Professor Kohls und seinem Team haben in mehr als 25 Unternehmen und Institutionen sowie im klinischen Setting gezeigt, dass Teilnehmer*innen des Programms bereits in vergleichsweise kurzer Zeit psychologische und neurobiologische Veränderungen zeigen. Die Auswirkungen von Achtsamkeitsprogrammen in Unternehmen über einen längeren Zeitraum zeigen auch Auswirkungen auf die Firmenkultur. Es entwickeln sich beispielsweise die Gruppen- und Organisationsparameter; der Teamgeist verbessert sich signifikant. Auch die Meetingkultur verändert sich, beispielweise sinkt der Zeitaufwand für Meetings erheblich.
Die Digitalisierung beeinflusst auch die Entwicklung von gesundheitsförderlichen Maßnahmen und die Entstehung sogenannter „hybrider Programme“, beispielweise durch die Kombination von Neurofeeedback-Training und achtsamkeitsbasierten Interventionen. Eine neuere Entwicklung im Bereich der Stressbewältigung stellen Apps für Smartphones dar. Sie sollen ihre Nutzer mit verschiedenen Übungen und Anleitungen bei der Bewältigung von Stress unterstützen, was in Studien durch die Forschungsgruppe um Professor Kohls seit einiger Zeit gezielt untersucht wird.

Schwerpunkte:

  • Integrative Gesundheitsförderung
  • Medizinische Psychologie / Gesundheitspsychologie/ Neurowissenschaft
  • Forschung zu Stressbewältigung / Resilienz /Lebensqualität / Wohlbefinden im klinischen und nichtklinischen Kontext

Integrative Medizin

Prof. Dr. Karin Meißner und ihr Team erforschen die biopsychosozialen Einflussfaktoren für lebenslange
Gesundheit. Die moderne Medizin ist gekennzeichnet durch immer größere Spezialisierung und immenses Detailwissen.
Der ganzheitliche Blick auf den Menschen mit seiner individuellen Lerngeschichte geht dabei nicht selten verloren. Viele Menschen erleben das am eigenen Leib, wenn sie einmal in die Rolle des Patienten geraten. Das Team um Professorin Meißner erforscht, welche biopsychosozialen Faktoren für die Aufrechterhaltung von Gesundheit und die Genesung von Patienten eine zentrale Rolle spielen und wie man diese Faktoren mit Hilfe gesundheitsfördernder Maßnahmen optimieren kann. So haben Studien von Professorin Meißner beispielsweise eindrucksvoll belegt, wie Ärzte mit wenigen positiven
Worten die Gesundheit ihres Patienten nachhaltig beeinflussen können und welche Rolle Lernerfahrungen und Behandlungsrituale für den Heilungsprozess spielen. Mit Hilfe modernster Analysemethoden wie Proteomics konnten zudem erste Biomarker identifiziert werden, mit denen sich
womöglich schon bald natürliche Heilungsprozesse im Körper objektiv abbilden lassen. Weitere Forschungsfelder von Professorin Meißner und ihrem Team betreffen die gesundheitsfördernden Effekte von Akupressur, Qigong und Diätetik im medizinischen und kommunalen Setting.

Schwerpunkte:

  • Integrative Medizin in der Gesundheitsförderung
  • Medizinische Psychologie / Gesundheitswissenschaften
  • Quantitative und qualitative Forschungsmethoden
  • Forschung zu Placebo- und Noceboeffekten, Arzt-Patient-Kommunikation, Komplementärmedizin

Lebensmittelsicherheit

Der Mikrobiologe Prof. Dr. Matthias Noll und sein Team arbeiten in der Lebensmittelmikrobiologie und in modernen Nachweisverfahren von humanrelevanten Krankheitserregern. Im Zentrum der Lebensmittelmikrobiologie stehen antimikrobielle Wirksamkeiten und Adaptionsmechanismen pathogener Mikroorganismen wie Listeria monocytogenes. Derzeit untersucht das Team um Professor Noll die antimikrobielle Wirksamkeiten von ätherischen Ölen, Lebensmittelzusatzstoffen und Reinigungsmittel. Zudem werden Oberflächenmodifikationen zur erleichterten Reinigung und Reduktion von Staub- und Biofilmbildung entwickelt und mikrobiologisch getestet.
Um Strategien zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit sowie der Therapien zu ermöglichen, diagnostiziert ein weiterer Forschungsbereich humanrelevante Krankheitserreger in Lebensmitteln und in Zecken. Professor Noll ist Mitbegründer des Institutes für Bioanalytik der Hochschule Coburg. In den Laboren des Instituts können Mikroorganismen der Gefahrenstoffe 1 und 2 bearbeitet werden. Professor Noll und sein Team haben molekularbiologische und kultivierungsbasierte Erfahrungen mit pathogenen und apathogenen Bakterien, Archaeen, Pilze oder Hefen. Das Labor ist mit moderner Messmethodik wie quantitativer PCR, inverser Fluoreszenzmikroskopie und Durchfluss-Zytometrie
ausgestattet.

Schwerpunkte:

  • Risikobewertung von mikrobiellen Gefahren
  • Lebensmittel-Mikrobiologie
  • Materialbeständigkeit gegenüber Mikroorganismen

    Wundheilung und Implantate

    Der Chemiker Prof. Dr. Stefan Kalkhof arbeitet mit seinem Team an der Identifizierung und Validierung von Proteinen, die anschließend in analytischen und diagnostischen Verfahren angewendet werden. So können Biomarker identifiziert werden, die krankhafte Veränderungen wie zum Beispiel Krebserkrankungen erkennen lassen. Sie bilden die Grundlage, um den Verlauf von Krebstherapien zu kontrollieren und neue Therapieansätze auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.
    In einem weiteren Projekt geht es um ein besseres Verständnis der Prozesse, die im Wundbereich ablaufen. Im Fokus steht dabei, das Risiko für Entzündungen und Abstoßungsreaktionen zu verringern. Damit können neuartige Implantate, die Entzündungen vorbeugen und die Heilung aktiv unterstützen, entwickelt oder Implantate optimiert werden.
    In enger Zusammenarbeit mit Medizinern, Toxikologen und Biologen entwickelt das Team um Professor Kalkhof zudem Verfahren, um allergieauslösende Bestandteile von Lebensmitteln leichter zu identifizieren und entwickelt neue analytische Verfahren zur Bewertung des Gefährdungspotentials von Chemikalien.

    Schwerpunkte:

    • Massenspektrometrie
    • Proteinanalytik / Proteomik

    Gesundheitsförderung in Freizeit und Tourismus

    Prof. Dr. Pamela Heise verfolgt für die Gesundheitsförderung in Freizeit und Tourismus einen  ganzheitlichen Ansatz. So spannt sich der Bogen von Gesundheit und Sport zu touristischen Potenzialen über Umweltaspekte, wie Interdependenzen zwischen Gesundheit, Klimawandel und touristischen Entwicklungen, bis zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf Änderungen im touristischen Nachfrageverhalten.
    Im Rahmen des angewandten Projektmanagements werden u.a. Machbarkeitsstudien und Businessplanungen sowie standortspezifische Handlungsempfehlungen erarbeitet. Kooperationspartner der Projekte sind typischerweise touristische Destinationen, Kurorte, Kommunen, Wirtschaftsförderungen sowie sämtliche Akteure der touristischen Wertschöpfungskette.

    Schwerpunkte:

    • Tourismusmanagement
    • Gesundheitstourismus
    • Nachhaltige Tourismusentwicklung
    • Tourismus- und freizeitbezogene Beratung von Städten, Destinationen, Betreibern

    Arbeit und Gesundheit

    Der inhaltliche Schwerpunkt der Arbeit von Prof. Dr. Nicole Hegel befasst sich mit den Zusammenhängen von Arbeit und Gesundheit. Im Zentrum steht die Frage, wie Arbeit gestaltet sein muss, damit sie lange und gesund ausgeübt werden kann. So gilt es für Unternehmen, eine Gesamtstrategie zu entwickeln, in der Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement in die Unternehmensprozesse verankert werden.
    Das Team um Professorin Hegel begleitet die Veränderungsprozesse, die zur Implementierung und Optimierung entsprechender Maßnahmen erforderlich sind. Dies geschieht durch Organisationsberatung in Bezug auf eine gesundheitsfördernde Gestaltung der Arbeit. Der Prozess orientiert sich am Public Health Action Cycle, der analog eines PDCA-Zyklus einen vierphasigen Problemlösungsprozess beschreibt.
    Die Analyse unternehmensbezogener Daten, die Unterstützung zur Einführung eines strategischen Gesundheitsmanagements, die Ableitung von passgenauen Maßnahmen für das Unternehmen sowie die Evaluation von Maßnahmen gehören zu den Kernaufgaben. Das Angebot bezieht sich auf Unternehmen aller Größenordnungen – besonders angesprochen fühlen sollten sich die kleinen und mittleren Unternehmen in Oberfranken und den angrenzenden Regionen.

    Schwerpunkte:

    • Betriebliches Gesundheitsmanagement und Arbeitsmedizin
    • Public Health und Epidemiologie
    • Gesundheitspsychologie

    Medizintechnik

    Das von Prof. Dr. Klaus Stefan Drese geleitete Institut für Sensor- und Aktortechnik (ISAT) versteht sich als anwendungsorientierte Forschungseinrichtung für die Beantwortung von messtechnischen Fragestellungen und die kundenspezifische Sensorentwicklung. Das Portfolio des ISAT reicht von Technologie-Recherchen über die Sensorauswahl, -Optimierung und -Integration bis zur Entwicklung individueller Sensorlösungen, die an die jeweiligen industriellen Anforderungen angepasst sind.
    Schwerpunktmäßig ist das ISAT in den Forschungsbereichen Mikroakustik, Mikrooptik und Mikrofluidik tätig.

    Besondere Kompetenzen besitzt das ISAT in der Nutzung geführter Ultraschallwellen für Sensoranwendungen. Im Forschungsfeld Gesundheit und Hygiene konnte das ISAT eine nicht-invasive akustische Sensorik zur Detektion von Biofilmen und anderen Ablagerungen in flüssigkeitsgefüllten Rohren oder Schläuchen entwickeln. Diese Sensorik erlaubt eine Echtzeiterkennung der Verkeimung und ermöglicht so beispielsweise die Optimierung der Desinfektionszyklen bei medizinischen Geräten.
    Die gleiche Technologie kann auch zur Realisierung von Touch-Funktionen auf unterschiedlich geformten technischen Oberflächen und Materialien genutzt werden. Einsatzmöglichkeiten in der Medizintechnik sind beispielsweise Schaltelemente für leicht zu reinigende und steril zu haltende Oberflächen und die Raumüberwachung in Hinblick auf Wasserschäden oder gestürzte Personen.

    Im Forschungsbereich Mikrofluidik stehen insbesondere analytische Fragestellungen zur Überwachung von chemischen oder biologischen Industrieprozessen sowie die medizinische Vorort- und Labordiagnostik im Vordergrund. Hier profitiert das ISAT von den langjährigen Erfahrungen von Prof. Drese aus seiner Tätigkeit am Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH (Fraunhofer ICT-IMM).

    Schwerpunkte Prof. Drese:

    • Mikrofluidik, Sensorik und Messtechnik
    • Simulation und Modellierung
    • Mikrosystemtechnik
    • Physik

    Mixed Reality für Gesundheitsförderung und Therapie

    Prof. Dr. Jens Grubert verfügt über mehr als zehn Jahre industrielle und akademische Erfahrung in den Bereichen Erweiterte und Virtuelle Realität sowie Mensch-Maschine- Interaktion. In seinem Labor für Erweiterte und Virtuelle Realität werden Techniken zum besseren Verständnis und zur Therapie von psychischen und körperlichen Krankheiten wie Ess- oder Angststörungen sowie zur Gesundheitsförderung entwickelt.
    Dazu setzt er auf neueste Technologien wie 3D-Körperscanner, Virtual Reality Datenbrillen, Eye Tracking zur Blickverfolgung und einem Motion Capture System zur hochgenauen Erfassung von menschlichen Bewegungsabläufen. Professor Grubert arbeitet in diesen Bereichen mit führenden Institutionen im Bereich Gesundheitsförderung, Psychologie und Medizin zusammen.

    Schwerpunkte:

    • Mensch-Maschine-Interaktion
    • Internet der Dinge
    • Mixed Reality
    • Erweiterte Realität
    • Virtuelle Realität
    • Mobile and Wearable Computing
    • Maschinelles Sehen

      Sprecher des HRK-Forschungsschwerpunkt "Gesundheit analysieren und fördern"