Bewusst leben und gesund bleiben – neuer Professor der Gesundheitswissenschaften

Montag. 11. November 2013 (Pressestelle)
Prof. Dr. Niko Kohls mit dem Amalia-Preis für Neues Denken.

Kann jemand, der sein Bewusstsein trainiert, sich besser vor Stress und Überforderung schützen? Der Medizinpsychologe Prof. Dr. Niko Kohls hat sich intensiv damit beschäftigt und umfangreiche Studien publiziert. Er will das Thema auch in Coburg weiter etablieren. Seit dem Wintersemester lehrt er im Studiengang Integrative Gesundheitsförderung.

Ungesunde Ernährung, Dauerstress im Beruf und steigender Erwartungsdruck stellen keine gute Voraussetzung für unsere Gesundheit dar. Wir leben in einer Gesellschaft, die Krankenkassen und Staat Millionen kosten wird und: „In der immer noch der Irrglaube vorherrscht, dass die moderne Medizin den Quick-Fix für alle Lebensstilschludereien parat hat“, sagt einer, der es wissen muss. Prof. Dr. Niko Kohls – seit dem Wintersemester neu im Studiengang „Integrative Gesundheitsförderung“ der Hochschule Coburg.

Kohls ist Medizinpsychologe und Achtsamkeitsforscher, hat 20 Jahre lang untersucht, wie sich unser Lebensstil auf die Gesundheit auswirkt und ist dabei zu einem bemerkenswerten Ergebnis gekommen: „Die Art, wie wir mit unserem Bewusstsein umgehen, hat einen erheblichen Einfluss auf Gesundheits- und Krankheitsprozesse.“ Dass zu viel Stress krank macht, wissen wir spätestens, seit die Zahl der Burn-Out- und Depressionsdiagnosen stetig steigt. Das Thema Achtsamkeit rückt in diesem Zusammenhang immer stärker in den Fokus. Wer achtsam lebt, kann nicht nur stressbedingten Krankheiten vorbeugen, sondern auch besser mit deren Folgen umgehen. Der Mensch erreicht einen psychologischen Bewusstseinszustand, in dem er das Hier-und-Jetzt genauer wahrnimmt.

Im Normalfall arbeitet unser Gehirn permanent auf Hochtouren. Wir bewerten und analysieren Situationen unbewusst, beeinflussen sie dadurch sogar. Wer achtsam ist, hat gelernt, Eindrücke und Erlebnisse nicht in bekannte Denkmuster einzuordnen, sondern sie so unverzerrt wie möglich wahrzunehmen. „Mind-Body-Medizin beruht nicht nur auf eingebildeten psychologischen Effekten. Sie hinterlässt Spuren im Organismus“, sagt Prof. Dr. Niko Kohls. Im „Generation Research Program“ des Humanwissenschaftlichen Zentrums der LMU München hat er Arbeitsgruppen betreut und aufgebaut, die diese Effekte untersuchen und sich mit den Auswirkungen von Spiritualität und Achtsamkeit auf unsere Gesundheit beschäftigen. Von Kollegen wurde Kohls oft belächelt. „Diese Themen galten als randständig, als Spinnerei.“ Heute sind sie ernstzunehmende Faktoren der Präventions-, Verhaltens- und Schmerzmedizin.

Anfang Oktober wurde der Coburger Professor deshalb auch vom Netzwerk „Weimarer Visionen“ mit dem Amalia-Preis für Neues Denken ausgezeichnet. „Prof. Niko Kohls hat trotz aller Widerstände die Forschung über meditative Zustände und ihre immense Bedeutung für die Gesundheit vorangetrieben“, erklärt Laudator Dr. Ulrich Bauhofer. „Dies werten und sehen wir als Zeichen seines Muts, seiner inneren Überzeugung und seiner Authentizität."

Die Grundlagenarbeit in der Achtsamkeitsforschung ist für den 40-Jährigen in den vergangenen Jahren geleistet worden. Im Studiengang „Integrative Gesundheitsförderung“ der Hochschule Coburg will er die Ergebnisse gezielt in die Anwendung bringen. Dazu wird er auch Projekte mit regionalen Unternehmen umsetzen. Neben der Bewertung und Einschätzung von Stress im Alltag, könnten hier auch Fragen des demografischen Wandels behandelt werden: Wer sensibilisiert die Mitarbeiter für die spezifischen Bedürfnisse der jeweils anderen Altersgruppe? Wie kann das Wissen der älteren Generation in der Firma gehalten und an jüngere Kollegen weitergegeben werden? Was muss getan werden, um negative Altersstereotypen abzubauen? „Ich bin gerade dabei, meine Fühler auszustrecken und freue mich über jeden, der Interesse am Thema bekundet“, sagt Prof. Kohls. Denn Theorie im Elfenbeinturm will er in Coburg nicht betreiben.

Zur Person:

Prof. Dr. Niko Kohls ist in München geboren und aufgewachsen. In Jena und Freiburg studierte er Psychologie und promovierte anschließend am Universitätsklinikum Freiburg. Zweieinhalb Jahre arbeitete der 40-Jährige in einer Unternehmensberatung, bevor er „den BMW gegen das Fahrrad eintauschte“, sich wieder der Forschung widmete und nach Projekten am Uniklinikum Freiburg und der University of Northampton schließlich an der LMU München habilitierte. Das international operierende Samueli Institut, eine der angesehensten Organisationen zur Erforschung der Integrativen Medizin, hat Prof. Kohls vor sechs Jahren zum Senior Scholar ernannt. Diese Zusammenarbeit will er in Coburg  fortführen und über anwendungsorientierte Projektarbeit weiter ausbauen.

Coburg, den 11. November 2013