Die Megatrends der Mobilität

Donnerstag. 17. Oktober 2019 (Dr. Margareta Bögelein)
Prof. Dr. Stefan Gast
Prof. Dr. Stefan Gast eröffnete den 1. Coburger Mobilitätskongress.
Thomas Spangler
Thomas Spangler referierte zum Thema „Mobilität wird situativ“.
Klaus-Jürgen Heitmann
Klaus-Jürgen Heitmann betrachtete die Veränderungen aus Sicht eines großen KFZ-Versicherers.
Jürgen Schrepfer
Jürgen Schrepfer zeigte den Stand der Forschung beim autonomen Fahren auf.
Dr. Jochen Feldle
Dr. Jochen Feldle setzte sich mit den rechtlichen Aspekten des autonomen Fahrens auseinander.

Der 1. Coburger Mobilitätskongress an der Hochschule Coburg brachte Expert*innen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen zusammen. Das Themenspektrum reichte von technischen und rechtlichen Fragen des autonomen Fahrens bis zu städtebaulichen Aspekten und der Nutzung von Bewegungsdaten für neue Geschäftsmodelle.

„Die Mobilität wird situativ“, davon ist Thomas Spangler, Geschäftsführer Technik des Coburger Automobilzulieferers Brose, überzeugt. Und er ergänzt: „Die Automobilindustrie wird derzeit komplett auf den Kopf gestellt.“ Seine Prognose lautet: In Zukunft werden Fahrzeuge geteilt, geliehen oder gemietet. Mit der Folge, dass weniger Fahrzeuge mehr Kilometer fahren und sich die Produktlebenszyklen für die Hersteller verkürzen.

Zu der gleichen Schlussfolgerung kommt Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der HUK Coburg, Deutschlands größtem Kfz-Versicherer. Und er ergänzt: „Aufgrund des verstärkten Einsatzes von Fahrassistenzsystemen wird es in Zukunft auch weniger Unfälle und damit weniger Reparaturschäden geben. Diese Entwicklung stellt für die Autoversicherer eine existenzielle Frage dar.“ Daher gehe es für sein Unternehmen darum, sich neue Geschäftsmodelle rund um die Mobilität zu erschließen.

Forschung am autonomen Fahren

Dass in Oberfranken intensiv am autonomen Fahren geforscht wird, zeigte Jürgen Schrepfer, Leiter der Fahrerassistenzforschung Deutschland beim Unternehmen Valeo. Seine Firma betreibt in Kronach ein Entwicklungszentrum und erprobt dort neue technische Lösungen. So wurde zwischen Kronach, Kulmbach und Hof eine Testregion für hochautomatisierte Fahrzeuge etabliert. Und der Verkehrskreisel in Kronach erlaubt es dem Unternehmen, neue Technologien im städtischen Realbetrieb zu testen.

Künftig müssen auch Juristen und Ingenieure stärker zusammenarbeiten. Davon zeigt sich Dr. Jochen Feldle von der Forschungsstelle Robotrecht an der Universität Würzburg überzeugt. Denn die technischen Entwicklungen, bei denen Algorithmen das Fahrverhalten der Autos bestimmen, werfen Fragen auf wie: Wer hat den Schaden verursacht, der Fahrer oder der Hersteller des Fahrzeugs? Und wo liegt die Beweispflicht?

Interdisziplinärer Kongress

Der Mobilitätskongress bot den mehr als 80 Besucher*innen zudem die Möglichkeit, sich in vier Panels mit den unterschiedlichen Facetten von Mobilität auseinanderzusetzen. Expert*innen referierten über die technischen Herausforderungen des Autonomen Fahrens. Es ging um neue Mobilitätskonzepte für Städte und aufeinander abgestimmte Verkehrssysteme sowie darum, wie sich Bewegungsdaten in Informationen verwandeln lassen.

Im Panel ‚Elektromobilität‘ setzten sich die Referenten u.a. mit einer verbesserten Speicherung mittels Schallwellen, der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen und der Elektromobilität im ländlichen Raum auseinander. Das Panel Dienstleistung und Recht behandelte schließlich unterschiedliche Aspekte von Telematik-Tarifen in der Versicherung, die Schadensabwicklung unter Aspekten des Autonomen Fahrens und die Frage: Wem gehören die Daten, die mit modernen Sensoren erhoben und an die Hersteller oder die Versicherung weitergeleitet werden.   

Prof. Dr. Stefan Gast, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik und Initiator des 1. Coburger Mobilitätskongress, freut sich über die Resonanz: „Uns ist es gelungen, das Thema ‚Mobilität‘ ganzheitlich zu betrachten und so neue Impulse zu setzen.“

Ein Filmbeitrag zum 1. Coburger Mobilitätskongress ist auf itv-coburg zu sehen.