„Natürlich vermisse ich Coburg und die Hochschule“

Montag. 02. Dezember 2013 (Pressestelle)
Vor kurzem war Prof. Esch noch in der ARD-Show "Zum Glück mit Hirschhausen" zu sehen.

Bis zum Herbst 2014 ist Prof. Dr. Tobias Esch noch im Forschungssemester an der Harvard Medical School in Boston. Warum er dort die Coburger Kollegen und seine Studierenden vermisst, hat er im Interview erzählt.

Prof. Esch, wie gefällt es Ihnen in Amerika?

Es ist ein tolles und inspirierendes Umfeld. Dass ich gleich zum Gastprofessor an der Harvard Medical School ernannt wurde, war unerwartet aber eine ziemliche Ehre. Es öffnet mir ganz neue Wege und Möglichkeiten. Ich tauche hier einerseits in eine Highclass-Wissenschaft ein, erlebe aber andererseits die Menschen dahinter. Wir haben mit den Kollegen hier ein Dankbarkeits-Ritual gemacht. So etwas kann ich mir in Deutschland nur schwer vorstellen. Auch für meine ganze Familie ist es ein Traum. Wir sind wirklich sehr dankbar!

Vermissen Sie die Coburger schon ein bisschen?

Natürlich vermisse ich Coburg und die Hochschule. Einige meiner Kollegen sind mir sehr ans Herz gewachsen - nicht nur beruflich. Wir haben mit dem Studiengang Integrative Gesundheitsförderung - und mit der Gesunden Hochschule - etwas ganz Besonderes, ja, Einmaliges geschaffen! Man hat das sogar hier in den USA wahrgenommen. Da können wir schon ein bisschen stolz drauf sein. Die Studierenden und die Vorlesungen, die fehlen mir auch. Hier in Boston bin ich ja primär als Wissenschaftler und Forscher tätig. Kaum in der Lehre.

Womit beschäftigen Sie sich im Moment?

Im Mittelpunkt stehen zwei zentrale Themen. Das ist zum einen natürlich Glück und Lebenszufriedenheit mit dem Fokus auf Gesundheit und Vorbeugung. Das Interesse daran ist auch hier in Harvard groß. Unsere Studie, die wir bei der HUK Coburg gemacht haben, ist gerade in einem international führenden Journal zur Veröffentlichung angenommen worden. Die Ergebnisse sind außerordentlich interessant: So ein web-basiertes Glückstraining reduziert Stress, fördert das Wohlbefinden und macht in diesem Sinne auch gesünder.

Und Thema Nummer 2?

Natürlich mein aktuelles Wissenschaftsprojekt "Open Notes", das ich hier leite. Es geht darum zu erfahren, wie Patienten und Ärzte darauf reagieren, wenn man ihnen Online-Zugang zu den Aufzeichnungen des Arztbesuchs gibt. Wenn man also die Notizen des Arztes zu Hause nachlesen und mit Angehörigen besprechen kann. Es geht um Transparenz einerseits und um Patienten-Aktivierung andererseits. Dazu haben wir in Washington D.C. auch unseren deutschen Bundesgesundheitsminister und die zuständige amerikanische Staatssekretärin getroffen.  Fast 2 Millionen Patienten hier in den USA nehmen teil.

Arbeiten Sie dabei alleine oder im Team mit anderen Wissenschaftlern?

Wir arbeiten im Team. Sehr international und über die gesamte USA verteilt. Das Open Notes-Projekt wurde in meiner Abteilung hier in Boston entwickelt. Ich sitze also gewissermaßen in der Schaltzentrale. Der Leiter und "Erfinder" ist mein Mentor  - Prof. Dr. Tom Delbanco. Er ist Allgemeinmediziner, wie ich. Von ihm kann ich auch auf anderen Gebieten noch viel lernen. Deswegen bin ich ja schließlich hier.

Coburg, den 2. Dezember 2013