Neue Wege zu mehr Nachhaltigkeit

Montag. 25. Oktober 2010 (Pressestelle CDO)
Prof. Michael Braungart referierte bei der 2. Coburg Connecting Conference über die Entwicklung nachhaltiger Produkte.

2. Coburg Connecting Conference gab Impulse für nachhaltigen Unternehmenserfolg

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Über 200 Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft informierten sich Ende letzter Woche bei der 2. Coburg Connecting Conference über Wege zum nachhaltigen Unternehmenserfolg. Höhepunkt der vom Coburger Designforum Oberfranken veranstalteten Tage im Kongresshaus Rosengarten war der Gastvortrag des international renommierten Wissenschaftlers Prof. Michael Braungart.

Der mit dem Green Award von Barack Obama ausgezeichnete frühere Greenpeace-Aktivist geht in Sachen Nachhaltigkeit völlig neue Wege. Der bisherige Umweltschutz führe in eine Sackgasse, so Braungart. Dieser setze vor allem auf Effizienzsteigerung und Vermeidung, z.B. durch Energiesparlampen oder Müllvermeidung. Man versuche damit, ein falsches System besser zu machen, es bleibe aber immer noch ein falsches System, so der Geschäftsführer der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg. Es gehe aber nicht nur darum, weniger schädliche, sondern nützliche Produkte herzustellen. Dann sei der heutige Abfallbegriff überflüssig, so der gelernte Chemiker, weil alle Gegenstände als Nährstoffe für Kreisläufe dienen könnten, sagte er. Sein so genanntes Cradle-to-Cradle-Konzept, zu Deutsch von der Wiege-zur Wiege, setze daher auf komplett kreislauffähige Produkte, die wirtschaftlich erfolgreich, förderlich für die Umwelt und gesund für den Verbraucher seien. Braungart hat auf diese Weise schon Teppiche, Bürostühle oder Schuhe entwickelt. In Holland entstehen Städte, die komplett auf Cradle-to-Cradle-Produkte setzen. Auch in Amerika sei die Offenheit für den neuen Ansatz sehr groß, dort hat Braungart mehrere Gastprofessuren.

Möglicherweise, so stellte er in Aussicht, gebe es ja in Coburg demnächst den ersten deutschen Cradle-to-Cradle Gestaltungspreis, den er dann sehr gerne unterstützen werden.

Eine andere Theorie als Braungart vertrat Prof. Michael Jischa vom Club of Rome. Er sieht die Grenzen des Wachstums erreicht. Alle technischen Errungenschaften und alle Effizienzsteigerungen hätten bisher nicht zu weniger Müll oder zu weniger Energieverbrauch geführt, das zeigten alle Zahlen. Automotoren seien heute zwar effizienter, dafür werde aber mehr gefahren, Glühbirnen verbrauchen heute weniger Strom, dafür schalte man eben mehr von ihnen an. Es gehe also nur mit Verzicht und mit einem sogenannten Nachhaltigkeitsmanagement. Jegliche Technik müsste hinsichtlich íhrer Nachhaltigkeit bewertet werden, so Jischa.

Wie schon bei den beiden herausragenden Gastrednern zeigten auch viele weitere Vorträge von über 20 renommierten Wissenschaftlern und Unternehmen aus ganz Deutschland, wie unterschiedlich das Thema Nachhaltigkeit angegangen werden kann. Einigkeit herrschte allerdings darin, dass zur Zeit in vielen Unternehmen ein Umdenken erfolge. Das eröffne auch viele neue Chancen für Produkte und Innovationen. Einige davon wurde während der Konferenz in sogenannten Denkräumen diskutiert und erarbeitet. Eine begleitende Ausstellung zeigte die Ergebnisse dieser Workshops.

Die Coburg Connecting Conference ist Teil des Programms „Designovation“ vom Coburger Designforum Oberfranken, Bayern Design und dem Bayerischen Wirtschaftministeriums. Dabei handelt es sich um ein Qualifizierungsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen aus Coburg und Oberfranken. Die Region Coburg soll sich damit in Sachen Design und Innovation profilieren. Coburg ist mit 400 Unternehmen der Kreativwirtschaft, zu der das Design gehört, nach Erlangen und Frankfurt auf Platz 3 in Deutschland.