Vizepräsidentin Hegel wiedergewählt

Freitag. 15. Juli 2022 (Natalie Schalk)
Nicole Hegel
Prof. Dr. Nicole Hegel - Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg

Prof. Dr. Nicole Hegel wurde erneut als Vizepräsidentin der Hochschule Coburg gewählt. Ihre Themen sind Bildung und Diversity. Offen spricht sie über Verantwortung, Erwartungen und auch Grenzen.

Es ist eine Standard-Frage: Prof. Dr. Nicole Hegel hat für die kommenden fünf Semester das Amt einer Vizepräsidentin der Hochschule Coburg übernommen – was hat ihr in der ersten Amtszeit am meisten Freude bereitet? Hegel antwortet nicht gleich. Dabei wäre die Standard-Antwort so leicht: „Ich kann gestalten, ich bin in einem tollen Team, ich lerne die Fakultäten und die Hochschule ganz neu kennen, wir haben engagierte Kolleg:innen in den Ressorts, viele interessante Themen, die Arbeit mit Studierenden lässt mich andere Perspektiven einnehmen, es ist vielfältig, ich habe die Möglichkeit, die wichtigen Themen auch gut zu platzieren…“ All das fällt Hegel aus dem Effeff ein, all das stimmt – auch. Aber die Vizepräsidentin überlegt sich die Antwort gut.

Sie weiß, dass ihre eigene Gestaltungsfreiheit Grenzen hat, sie weiß Bescheid über knappe Ressourcen, Kämpfe, die Unsicherheit und die Herausforderungen dieser Zeit, dieser Region und der politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, die sich für bayerische Hochschulen insbesondere im Hochschulinnovationsgesetz manifestieren. Sie weiß, dass all das oft nicht spaßig werden wird. Dass es für sie bedeutet, stundenlang in Gremien, Sitzungen, Besprechungen zu hocken, viele Gespräche am Rande zu führen, für ihre Ideen zu werben, Unterstützer:innen zu finden und es am Ende trotzdem nicht jedem Recht und vielleicht auch nicht bis ins letzte Detail richtig machen zu können. Und sie weiß, dass sie noch oft das Gefühl haben wird, in Mails zu ertrinken. „Der Freude wegen mache ich es nicht“, erklärt sie. Und fügt gleich lässig hinzu: „Ich gehöre zu den Personen, vielleicht generationsbedingt, denen nicht alles Spaß machen muss. Die Frage nach dem Sinn ist für mich vielleicht eher ausschlaggebend.“

Nicole Hegel ist seit 2011 Professorin im Bereich der Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Aufgrund der schweren Erkrankung des früheren Vizepräsidenten Prof. Dr. Michael Lichtlein übernahm sie das Amt im Juni 2021. Der Zuschnitt veränderte sich durch Hegels Person. Als Vizepräsidentin für Bildung und Diversity ist sie eine Überzeugungstäterin. „Bildung ist ein so hohes Gut, das für viele von uns so selbstverständlich ist. Der Zugang zu Bildungschancen ist aber immer noch ungleich verteilt.“ Hegel beschäftigen jede Menge Fragen in diesem Bereich: Wie lassen sich Bildungschancen verbessern? Wie sieht gute Bildung überhaupt aus? „Lehre ist unsere erste Dienstpflicht, dass wir gute Qualität liefern, ist eine große Verantwortung“, betont sie. Qualität sei dabei mehr als Lehrevaluation. Sie spricht von einem idealen Portfolio an Studiengängen, die einerseits die Interessen der potentiellen Studierenden treffen, andererseits auch fähige Fachkräfte ausbilden, die sich auf die Anforderungen eines modernen Arbeitsmarktes einstellen können. Dieser auch als „Employability“ bezeichnete Bereich wird als immens wichtig für die Gesellschaft angesehen.

Umstrittener ist Hegels anderes Schwerpunktgebiet: „Mit Diversity stehe ich für ein Thema, das auf Widerstand stößt, bestenfalls ausgelöst durch Unverständnis – auch im Sinne von Nicht-Wissen. Es geht aber um Themen, die uns als Menschen ausmachen: unterschiedliche Biografien und Sozialisationen, Gesundheit, Potenzialentwicklung, unterschiedliche Lebenslagen, unterschiedliche Bedürfnisse.“ Vielfalt ist gut. Das muss grundsätzlich begriffen werden. „Es geht darum, Vielfalt nicht als etwas Defizitäres zu erleben, sondern die Unterschiedlichkeit wertzuschätzen, da mit ihr ein größeres Innovationspotential entfaltet werden kann“, erklärt die Professorin. „Das tut auch manchmal weh, aber das können wir gut aushalten.“ Es ist klar, warum sie den Job der Vizepräsidentin gerne weitere fünf Semester macht: „Weil mir die Themen wichtig sind.“