Erfinderpreis für Maschinenbau-Studenten

Donnerstag. 03. November 2011
Prof. Hiltmann zeigte die neue Trommelbremsen-Lösung seiner Studierenden bei der Erfindermesse iENA.

Silbermedaille bei iENA für verbesserte Trommelbremse

Eine Verbesserung an Trommelbremsen, die Geräusche beim Bremsen minimiert, wurde auf der Erfindermesse iENA 2011 in Nürnberg mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Sie ist das Ergebnis eines studentischen Innovationskurses an der Hochschule Coburg. „Wir lehren die Studierenden das Erfinden“, antwortet Prof. Dr. Kai Hiltmann auf die Frage, was die Hochschule Coburg auf der Erfindermesse präsentierte. „Das bedeutet: Sachliche Probleme mit modernen Methoden lösen und - was oft noch wichtiger ist – die richtigen Probleme erst zu erkennen. Denn ein Problem, das nicht erkannt wird, kann man auch nicht lösen“.

Im letzten Studienjahr belegen Maschinenbau-Studierende in Coburg das Fach „Innovative Produktentwicklung“. Sie untersuchen dabei in Projektarbeit konkrete Aufgabenstellungen aus der industriellen Praxis. Zuletzt nahmen sie die Trommelbremsen des Automobilzulieferers FTE automotive mit Stammsitz im oberfränkischen Ebern unter die Lupe. „Trommelbremsen sind relativ einfach aufgebaut, sehr zuverlässig und leicht als Parkbremse zu verwenden. Zurzeit erleben sie weltweit einen Boom in kleinen Fahrzeugen. Sie haben aber einen bauartbedingten Nachteil: Wird das Bremspedal bei geringer Geschwindigkeit gedrückt, neigen die Bremsen zum Quietschen. Der Kunde hat das in der Vergangenheit akzeptiert. Jetzt empfindet er es als Mangel. Arbeiten Sie daran, dass die Bremse nicht mehr quietscht“, erläutert Wilhelm Heubner, Leiter der Vorentwicklung bei FTE automotive, den Projektauftrag an die Studierenden.

Angesichts der Tatsache, dass die Trommelbremse bereits im Jahr 1902 erfunden wurde, das Problem seit dieser Zeit bekannt ist, weltweit erforscht und bearbeitet wird, aber dennoch weiter auftritt, war das kein leichter Auftrag. „Ehrlich gesagt, bei einem derart ausgereiften Produkt habe ich uns zu Anfang kaum Chancen eingeräumt“, gibt Hiltmann zu.

Aber die Zeiten, in denen ein Techniker sich nur auf Erfahrung und Intuition verlassen konnte, sind inzwischen vorbei. Heute stehen ihm leistungsfähige Innovationsmethoden und Werkzeuge zur Verfügung. Die Studierenden erarbeiteten auf diese Weise 86 Verbesserungsvorschläge. Die preisgekrönte Lösung lässt Aufbau, Form, Bearbeitungsverfahren und Material unverändert. Statt des scheppernden Klangs beim Originalbauteil ist jetzt allerdings nur ein dumpfes „Klock“ zu hören. „Finden Sie den Unterschied!“ forderte Prof. Hiltmann die Besucher der Erfindermesse heraus. „Alles ist gleich geblieben. Wir haben lediglich statt eines Blechs zwei halb so starke verwendet. Und das Quietschen ist verschwunden. Wie bei jeder guten Erfindung war die Lösung ganz einfach und offensichtlich. Man musste nur drauf kommen“, schmunzelt der Maschinenbau-Professor.